In Großbritannien mangelt es an Beatmungsgeräten für den erwarteten Anstieg schwerkranker Patienten mit der Lungenkrankheit Covid-19. Premier Boris Johnson setzt nun darauf, dass auch fachfremde Firmen die lebenserhaltenden Geräte produzieren könnten. Der Regierungschef wollte laut Medienberichten vom Montag unter anderem die Unternehmen Honda und Dyson um Hilfe bitten.

Der staatliche Gesundheitsdienst NHS (National Health Service) ist chronisch unterfinanziert und marode. Die Zustände im Gesundheitsbereich waren auch Thema im Wahlkampf.

Johnson unter Druck

Künftig will die Regierung täglich in einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz die Öffentlichkeit über die Pandemie informieren. Johnson steht stark unter Druck, da seine Maßnahmen von vielen Experten als unzureichend kritisiert werden. So sind im Land noch viele Großveranstaltungen erlaubt und Schulen geöffnet. Nur wer Symptome wie Husten und Fieber entwickelt, soll sich für eine Woche isolieren. Die Regierung will so verhindern, dass der Ausbruch zu stark unterdrückt wird und im Herbst mit Wucht zurückkehrt.

Die Gesundheitsbehörde PubLic Health England rechnet nach einem Bericht der Zeitung "The Guardian" damit, dass die Corona-Krise bis zum Frühjahr 2021 anhalten könnte. Das geht angeblich aus einem geheimen Briefing-Dokument hervor, das dem Blatt zugespielt wurde. Bis zu 80 Prozent der Briten könnten sich demnach in den kommenden zwölf Monaten mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 infizieren, berichtete der "Guardian" am Sonntagabend. Für 15 Prozent der Bevölkerung wäre aufgrund der Erkrankung mit Covid-19 ein Krankenhausaufenthalt notwendig. Das wären in Großbritannien rund acht Millionen Menschen. Dem "Guardian" zufolge werden nach Expertenschätzungen etwa zwischen 300.000 und 530.000 Menschen an ihrer Erkrankung sterben.

Eltern geraten in Rage

Der britische Premierminister Boris Johnson erntet heftige Kritik von Eltern, weil er sich bisher gegen Schulschließungen entschieden hat. Viele schickten offenbar ihre Kinder am Montag nicht zur Schule, wie mehrere befragte Lehrer berichteten. Auf Twitter hatten Hashtags wie #Covid19Walkout Konjunktur, die zum Boykott des Schulbesuchs aufriefen.

Eine Petition für Schulschließungen auf der Internetseite des Parlamentes erhielt fast 600.000 Unterschriften. "Ich glaube, die Regierung handelt unverantwortlich und riskiert zum Schutz der Wirtschaft Leben", sagte Suzana Ilieva aus Doncaster in Nordengland. "Ich habe mit meinem Mann meine eigene Entscheidung getroffen."

Ein Sprecher Johnsons verteidigte dagegen die Entscheidung. Die Wissenschaft empfehle derzeit nicht, die Schulen zu schließen. Einige sind bereits dennoch zu, da es Verdachtsfälle bei Lehrern oder Schülern gab. Das Bildungsministerium wollte jedoch nicht Auskunft darüber geben, um wie viele es sich handelt. In zahlreichen europäischen Ländern - auch in Österreich - sind ab dieser Woche Schulen und Kindergärten zu.

Das britische Krisenkabinett wollte noch am Montag beraten. Dabei werde auch diskutiert, wie man Abstände zwischen den Menschen wahren könne, um Ältere und andere besonders Gefährdete zu schützen. Auch weitere Hilfen für die Wirtschaft seien Thema.

Großbritannien meldete am Montag knapp 1.400 Infizierte und 35 Tote - weniger als in Spanien, Frankreich oder Italien. Der Sprecher Johnsons sagte, in Großbritannien habe es mehr Tests gegeben als in den meisten anderen Ländern.

British Airways fährt Betrieb herunter

Infolge des Coronavirus wird der Eigentümer von British Airways im April und Mai die Kapazitäten um mindestens 75 Prozent herunterfahren. Der scheidende Konzernchef Willie Walsh wird zudem seinen Abgang verschieben. Um das Überleben der Fluggesellschaft zu sichern, sollen zudem Ausgaben eingefroren, Arbeitszeiten verkürzt und Arbeitsverträge vorübergehend ausgesetzt werden.

Easyjet wiederum fordert in der Corona-Krise Unterstützung von der britischen Regierung für die Luftfahrtindustrie. Nur so könne das Überleben der Branche gesichert werden. Die meisten Maschinen bleiben derzeit wegen verschärfter Reisebestimmungen auf dem Boden.