Mittlerweile sind Staatschefs aus rund 50 Ländern in Israel eingetroffen: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron geriet mit der Polizei aneinander.

Österreichs Teilnahme am internationalen Holocaust-Gedenken in Israel ist nach Auffassung von Bundespräsident Alexander Van der Bellen wegen dessen „ambivalenten“ Geschichtsverhältnisses wichtig.

Österreicher gehörten „zu den Opfern der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie“, aber „Österreicher gehörten auch zu den Tätern“, sagte Van der Bellen am Mittwoch nach seiner Ankunft in Jerusalem.

Auschwitz-Befreiung vor 75 Jahren

Der Bundespräsident wird am Donnerstag und rund 50 weiteren Staatsgästen an einer internationalen Gedenkveranstaltung zur Befreiung des nationalsozialistischen Vernichtungslager Auschwitz vor 75 Jahren in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem teilnehmen.

Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird als erstes deutsches Staatsoberhaupt in Yad Vashem eine Rede halten, im Beisein des israelischen Präsidenten und den Vertretern der vier Alliierten des Zweiten Weltkriegs. Österreich wurde nicht eingeladen, eine Rede zu halten. Van der Bellen hat dafür Verständnis: „Ich denke, die Entscheidung des World Holocaust Forum ist richtig, denn natürlich ging das Ganze von Hitler-Deutschland aus, wir gehörten auch zu den Tätern, aber ebenso auch Franzosen, Italiener oder auch etwa Litauer, es war fast in jeder Region jemand, der mit den Nazis kollaboriert hat.“ Die Redezeit sei schließlich begrenzt.

Zwischenfall mit Macron

Am Mittwoch kam es noch zu einem Zwischenfall in Jerusalem mit dem französischen Präsidenten: Emmanuel Macron geriet in der Jerusalemer Altstadt mit israelischen Polizisten aneinander, die ihn nicht in die St.-Anna-Kirche eintreten lassen wollten. „Mir gefällt nicht, was Sie vor mir gemacht haben!“, schrie Macron auf Englisch einen Polizisten an, der sich vor ihm aufgebaut hatte. „Das hier ist Frankreich, und jeder kennt die Regeln“, betonte Macron. „Gehen Sie bitte weg, Provokationen sind unnötig, ist das klar?“, fügte Macron hinzu. Die katholische St.-Anna-Kirche gehört zum französischen Staatsgebiet, seit das Ottomanische Reich die Basilika 1856 dem damaligen Kaiser Napoleon III. schenkte. Sie untersteht heute einem französischen Orden.

Die Polizisten wollten Emmanuel Macron nicht in die St. Anna-Kirche einlassen
Die Polizisten wollten Emmanuel Macron nicht in die St. Anna-Kirche einlassen © APA/AFP/LUDOVIC MARIN