Die Polizei in Hongkong hat am Sonntag Tränengas eingesetzt, um eine regierungskritische Kundgebung Tausender Demonstranten im Stadtzentrum aufzulösen. Zuvor hatten sich mehr als 1.000 Menschen in einem Park versammelt, um demokratische Reformen zu fordern. Später weiteten sich die Proteste entgegen den Auflagen der Polizei in die umliegenden Straßen aus.

Die Sicherheitskräfte schritten sofort ein, als sich die Kundgebung in einen Demonstrationsmarsch verwandelte. Bereitschaftspolizisten verfolgten Demonstranten, es gab einige Festnahmen. Auch ein Wasserwerfer war zu sehen, der aber nicht zum Einsatz kam. Die Polizei hatte lediglich eine stationäre Kundgebung genehmigt, den ursprünglich beantragten Demonstrationszug dagegen unter Verweis auf frühere gewaltsame Proteste untersagt.

Als die Demonstranten in die umliegenden Straßen strömten, bauten einige von ihnen Barrikaden auf, gruben Pflastersteine aus und zerstörten Ampeln. Sie waren komplett schwarz gekleidet.

Es ist die jüngste Kundgebung der seit Juni anhaltenden Proteste, mit denen die Demonstranten einen wachsenden Einfluss Chinas in der früheren britischen Kronkolonie verhindern wollen. Die Polizei wandte dabei offenbar eine neue Taktik an und rückte bereits vor den Demonstranten in Masse und in Schutzkleidung vor Ort an. Beamte durchsuchten Passanten in der Nähe.

Hongkong ist seit 1997 eine chinesische Sonderverwaltungszone, in der die Einwohner größere persönliche Freiheiten genießen als in der Volksrepublik. Die Demonstranten sehen diese Freiheiten gefährdet. Einer Reuters-Umfrage zufolge stehen 59 Prozent der Hongkonger hinter den Protesten.