Der Sultan von Oman Qaboos bin Said ist am Freitagabend im Alter von 79 Jahren gestorben. Das berichteten staatliche Medien in der Nacht auf Samstag. Der Monarch erlag Medienberichten zufolge am Freitag einem Krebsleiden. Im Oman wurde eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen.

Unterdessen ist sein Cousin Haitham bin Tariq zum Nachfolger ernannt worden. Der bisherige Kultusminister habe seinen Amtseid abgelegt, nachdem eine Versammlung der Königsfamilie die Entscheidung des verstorbenen Sultans für seine Nachfolge gebilligt habe, teilte die Regierung des Oman am Samstag im Online-Dienst Twitter mit.

Qaboos hat den Golfstaat Oman unter seiner Herrschaft aus dem Mittelalter in die Moderne geführt. Mit Hilfe der Briten und des Militärs kippte er 1970 seinen eigenen Vater Said vom Thron. Damals gab es im Oman gerade einmal zehn Kilometer asphaltierte Straßen, ein modernes Gesundheits- oder Schulsystem existierten nicht. Said hatte das Land nach außen abgeschottet. Seinen Sohn hielt er 1000 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Maskat unter Hausarrest - wohl wissend, dass er ihm gefährlich werden könnte.

Modernisierer und internationaler Vermittler

Geboren wurden Qaboos am 18. November 1940 in Salala im Südwesten des Landes. Nach der Machtübernahme modernisierte der an der britischen Militärakademie Sandhurst ausgebildete Qaboos den Oman. Dafür nutzte er die Öleinnahmen, die dem Land einigen Wohlstand beherrscht haben.

Zu seinen größten Verdiensten gehörte es, dass er den Reichtum breiten Schichten des Landes zukommen ließ. So entwickelte sich der Oman zu einem modernen Staat und einem der stabilsten Länder in der arabischen Welt. Qaboos selbst war bei den Omanis äußerst beliebt.

Gleichzeitig reagierte er das Land als absoluter Herrscher. Es gibt zwar ein Parlament, das jedoch keinerlei Befugnisse hat. Die Macht liegt allein in den Händen der Familie des Sultans. Meinungsfreiheit gibt es im Oman nicht. Menschenrechtler beklagen immer wieder die Verhaftung von regierungskritischen Aktivisten.

Inoffizielle Kontakte zu Israel

In der Außenpolitik genoss Qaboos den Ruf als moderater Herrscher, mit guten Beziehungen zu den sunnitischen Nachbarn auf der Golfhalbinsel als auch zum schiitischen Iran. So wurde durch Verhandlungen im Oman auch der Grundstein für den in Wien abgeschlossenen internationalen Atomdeal mit dem Iran gelegt.

Auch im Nahost-Konflikt nahm der Oman eine vermittelnde Rolle ein. So brach das Sultanat als einziger arabischer Staat nach dem Abkommen von Camp David 1970 und dem Friedensschluss Ägyptens mit Israels die diplomatischen Beziehungen zu Kairo nicht ab. Das Land unterhält zwar keine diplomatischen Beziehungen mit Israel, aber inoffizielle Kontakte. Im Oktober 2018 empfing der Sultan Israel Regierungschef Benjamin Netanyahu.

Anwesen in Garmisch-Patenkirchen

Der Sultan setzte sich zudem persönlich mehrmals für die Freilassung von westlichen Geiseln in den Händen von Terrorgruppen im Nahen Osten ein und war 2013 maßgeblich an der Freilassung des im Jemen entführten Österreichers Dominik N. beteiligt. Der damals 26-jährige Wiener war am 21. Dezember 2012 gemeinsam mit einem finnischen Ehepaar entführt worden. Nach 139 Tagen in Geiselhaft kamen die drei im Mai 2013 frei.

Qaboos war ein großer Fan Deutschlands. Immer wieder hielt es sich in Garmisch-Patenkirchen auf, wo er ein Anwesen besaß, das er in den 1970er Jahren gekauft hatte, jedoch hermetisch nach außen abriegelte. In der Öffentlichkeit blicken ließ er sich dort nicht.