Die designierte EZB-Direktorin Isabel Schnabel sieht eine Ausrichtung der Geldpolitik am Kampf gegen den Klimawandel kritisch. "Ich fände es eher problematisch, wenn die EZB im Rahmen ihrer Anleihekaufprogramme grüne Anleihen bevorzugen würde", sagte die Ökonomin der "Börsenzeitung" (Dienstag).

Das könne insbesondere dann zum Problem werden, wenn in der Zukunft ein Ende der Wertpapierkaufprogramme angezeigt sein sollte, sagte Schnabel, die ihren Posten bei der Europäischen Zentralbank zum 1. Jänner antritt.

"Es gehört wenig Fantasie dazu sich vorzustellen, dass es bei einem künftigen Auslaufen der Käufe den Vorwurf geben würde, grüne Unternehmen würden relativ benachteiligt. Dann gibt es einen Riesenaufschrei", sagte Schnabel. Für den Klimawandel sei primär die Politik zuständig. Eine so wichtige öffentliche Institution wie die EZB müsse sich aber fragen, "welche Auswirkungen der Klimawandel auf ihre Politik hat und ob und wie sie im Rahmen ihres Mandats selbst dazu beitragen kann, eine nachhaltigere Wirtschaft zu unterstützen".

Umwelt- und Klimaschutz - Sache der Politik

Die EZB steckt monatlich 20 Mrd. Euro in den Kauf von Anleihen. Mit der Flut frischen Geldes will die EZB Konjunktur und Inflation auf die Sprünge helfen. Globalisierungskritiker von Attac sowie die Klimabewegung Fridays for Future hatten gefordert, die EZB müsse bei Anleihenkäufen auch den Umwelt- und Klimaschutz berücksichtigen. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hatte sich bereits gegen den bevorzugten Ankauf "grüner" Anleihen durch Notenbanken ausgesprochen.

Schnabel wird Nachfolgerin der zurückgetretenen Sabine Lautenschläger im EZB-Direktorium. Das sechsköpfige Gremium führt die Geschäfte der Notenbank unter der Präsidentin Christine Lagarde.

Bei der anstehenden Strategieüberprüfung der EZB warnte Schnabel vor zu hohen Erwartungen. "Mit der Überprüfung wird es nicht zu einer ganz anderen Geldpolitik kommen. Viele Dinge haben sich ja bewährt."