Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat sich tief betroffen angesichts der von den Nationalsozialisten im deutschen Konzentrationslager Auschwitz begangenen Gräuel geäußert. Sie "empfinde tiefe Scham", sagte Merkel am Freitag bei ihrem ersten Besuch im ehemaligen deutschen Konzentrationslager Auschwitz in Anwesenheit des polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki.

Angesichts der Verbrechen, die die Grenzen alles Fassbaren überschritten, müsse man vor Entsetzen eigentlich verstummen, sagte Merkel. Dennoch dürfe das Schweigen nicht die einzige Antwort sein. Deutschland sei verpflichtet, die Erinnerung an die damaligen Verbrechen wach zu halten.

Die Kanzlerin betonte, es sei wichtig, deutlich zu benennen, dass damals Deutsche die Täter gewesen seien. Dies sei man auch den Opfern schuldig. Die Verantwortung für die damaligen Taten gehörten untrennbar zu Deutschland, sie seien fester Teil der nationalen Identität.

Merkel rief zu einem entschiedenen Kampf gegen den Antisemitismus in Deutschland und Europa auf. "Wir dulden keinen Antisemitismus. Alle Menschen in Deutschland und Europa müssen sich sicher und zu Hause fühlen", sagte sie.

Merkel bezeichnete es als großes Geschenk, dass es heute in Deutschland wieder ein blühendes jüdische Leben gebe. Das gleiche fast einem Wunder, sagte sie. An die Verbrechen Deutscher zu erinnern, die Täter zu benennen und den Opfern ein würdiges Andenken zu erhalten, "ist nicht veräußerbar".

Die Verantwortung für die damaligen Taten gehörten untrennbar zu Deutschland, sie seien fester Teil der nationalen Identität. "Auschwitz war ein deutsches, von Deutschen betriebenes Vernichtungslager", betonte die Kanzlerin bei ihrem ersten Besuch in Auschwitz in Anwesenheit des polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki. Hintergrund ist die Kritik Polens, dass mitunter von "polnischen Lagern" gesprochen werde.

Auschwitz-Birkenau war das größte deutsche Vernichtungslager im Zweiten Weltkrieg. Etwa 1,1 Millionen Menschen wurden dort ermordet, die meisten waren Juden. Die Rote Armee befreite das Lager am 27. Jänner 1945. Merkel besucht die KZ-Gedenkstätte auf Einladung der Stiftung Auschwitz-Birkenau, die ihr zehnjähriges Bestehen feiert.