Vor genau 14 Jahren wurde Angela Merkel zum ersten Mal zur deutschen Bundeskanzlerin gewählt: Beim Parteitag der Christdemokraten (CDU) in Leipzig erhielt die frühere Parteivorsitzende am Freitag nach der Begrüßung durch ihre Nachfolgerin Annegret Kramp-Karrenbauer auffallend viel Applaus und Standing Ovations.

Die etwa 1000 Delegierten standen auf und klatschten etwa zwei Minuten. Die Kanzlerin wirkte fast verlegen, strahlte und machte schließlich Zeichen, mit dem Applaus aufzuhören.

Angela Merkel
Angela Merkel © AP

Merkel war im vergangenen Jahr nach 18 Jahren vom Parteivorsitz zurückgetreten, nachdem die CDU mehrere Landtagswahlen verloren hatte. Daraufhin war Kramp-Karrenbauer beim Parteitag in Hamburg im Dezember 2018 zur neuen Vorsitzenden gewählt worden.

Annegret Kramp-Karrenbauer
Annegret Kramp-Karrenbauer © APA/AFP/ODD ANDERSEN

"Fordere Debatte"

Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte zur Begrüßung der Delegierten, sie sei "nicht nur offen" für eine programmatische Debatte, "ich fordere diese Debatte heute von uns allen ein".

Kramp-Karrenbauer fügte hinzu, sie freue sich "auf jeden Beitrag, der uns weiterbringt, der unser programmatisches Profil schärft, der dabei hilft, unser Land noch besser zu machen". Zugleich betonte sie, der Parteitag solle ein Arbeitsparteitag werden. "Zu arbeiten haben wir genug." Und sie ging in die Offensive und kritisierte ein Schlechtreden der Regierungsarbeiter unter Kanzlerin Merkel. "Es sind und es waren14 gute Jahre für Deutschland, und darauf können wir alle miteinander stolz sein."

Indirekte Kritik an Merz

Ihr Gegenkandidat bei der Wahl zum Parteivorsitz, Ex-Bundestagsfraktionschef Friedrich Merz, hatte die Arbeit der Bundesregierung nach dem schlechten Ergebnis der CDU bei der Landtagswahl in Thüringen als "grottenschlecht" bezeichnet.

Friedrich Merz
Friedrich Merz © APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ

CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer stellte am Ende ihrer Rede die Führungsrage und bot indirekt ihren Rückzug vom Parteivorsitz an. Wenn die Delegierten ihre Vorstellung von der Zukunft Deutschlands und dem Weg dorthin nicht teilten, "dann lasst es uns heute auch beenden, hier und heute", sagte sie am Freitag.

Revolte abgesagt

Sei dies nicht der Fall, "dann lasst uns jetzt und hier und heute die Ärmel hochkrempeln und lasst uns anfangen", fügte sie hinzu und wurde mit lautem Applaus und stehenden Ovationen bedacht. Auch Merz erhob sich von seinem Sitz und klatschte lange. In seiner Rede erklärte er: "Wir sind loyal zu unserer Parteivorsitzenden." Revolte abgesagt.

Das C in der CDU sei für die Partei wichtig, sagte Kramp-Karrenbauer. Es gehe nicht darum, einen Auftritt bei Twitter zu haben, sondern jeden Tag diesem C in Christlich Demokratische Union gerecht zu werden. Sie spielte damit auf das am Vortag in Berlin gestohlene C der CDU an. Die Umweltorganisation Greenpeace hatte es aus dem Logo an der Berliner Parteizentrale entfernt. Über Nacht blieb es verschwunden.

Nikolaikirche

In der Früh nahmen Delegierte in der Nikolaikirche an einem Ökumenischen Gottesdienst teil, einem Zentrum der friedlichen Revolution in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Das sollte auch ein Zeichen an jene Ostdeutschen sein, die vor 30 Jahren für mehr Freiheit auf die Straße gegangen waren und den Fall der Berliner Mauer erzwungen hatte.