Die Wahllokale in dem südasiatischen Inselstaat öffneten um 07.00 Uhr (Ortszeit, 02.30 Uhr MEZ) und sollten zehn Stunden später schließen. Die Wahl findet unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Mit einem Ergebnis wird am Sonntag gerechnet.

Trotz des Einsatzes von rund 85.000 Polizisten im ganzen Land griffen bewaffnete Männer im Nordwesten einen Bus-Konvoi mit Wählern der muslimischen Minderheit an. Verletzt wurde ersten Angaben zufolge niemand.

Zur Wahl aufgerufen sind fast 16 Millionen Wahlberechtigte. Beobachter erwarten ein enges Rennen zwischen Sajith Premadasa von der Regierungspartei UNP und dem Oppositionskandidaten Gotabhaya Rajapakse, dessen umstrittener Bruder Mahinda das Land bis 2015 mit eiserner Hand regierte. Kritiker sehen in seiner Kandidatur den Versuch, den Ex-Präsidenten wieder an die Macht zu bringen.

35 Kandidaten 

Beobachter gehen davon aus, dass Gotabhaya Rajapakse bei einem Wahlsieg seinen älteren Bruder als Regierungschef einsetzen könnte. Insgesamt bewerben sich 35 Kandidaten für die Nachfolge des seit 2015 amtierenden Präsidenten Maithripala Sirisena, der nicht mehr antritt. Die EU entsandte 80 Wahlbeobachter. Während des Wahlkampfes hatte die Wahlkommission zwischenzeitlich einen Fernsehsender zensiert, zudem gab es mehrere gewalttätige Vorfälle.

Auch am Samstag feuerten im Nordwesten des Landes bewaffnete Männer auf einen Konvoi von mehr als 100 Bussen, die Wähler der muslimischen Minderheit zur Stimmabgabe bringen sollten. Nach Polizeiangaben verbrannten die Angreifer Reifen auf der Straße und errichteten provisorische Straßensperren. Zudem hätten sie Steine auf die Busse geworfen, erklärte ein Sprecher der Polizei in Tantirimale, rund 240 Kilometer nördlich der Hauptstadt Colombo. Die Muslime aus der Küstenstadt Puttalam waren demnach auf dem Weg zur Stimmabgabe in den Nachbarbezirk Mannar.

Störungen

Die Stimmen der tamilischen und muslimischen Minderheiten gelten bei der Wahl als ausschlaggebend im engen Rennen zwischen Sajith Premadasa und Gotabaya Rajapaksa. Ein Vertreter der Wahlbehörden räumte Versäumnisse beim Schutz der Minderheiten ein. Die Muslime hätten um Wahllokale an ihren Wohnorten gebeten, um keine langen Strecken zu den Orten zurücklegen zu müssen, in denen sie registriert sind. "Sie waren sich sicher, dass es zu solchen Störungen kommen würde", erklärte der Vertreter.

Auch auf der hauptsächlich von Tamilen bewohnten nördlichen Halbinsel Jaffna kam es zu Zwischenfällen. Nach Polizeiangaben errichtete die Armee illegalerweise Straßensperren. Diese seien inzwischen aber wieder abgebaut worden. Die Polizei nahm zudem zehn Männer fest, die verdächtigt wurden, "während der Wahl Ärger zu machen", wie ein Polizeisprecher sagte.