Bis zum Schluss musste Ludovic Orban um den Karrieresprung bangen. Doch am Ende bestätigte mit 240 Stimmen eine knappe Mehrheit in Rumäniens Parlament am Montag dem 56-jährigen Chef der nationalliberalen PNL sein neues Minderheitskabinett.

Misstrauensvotum

Die durch das von der PNL initiierte Misstrauensvotum gestürzte Regierung seiner sozialistischen Vorgängerin Viorica Dancila habe dem Land „schweren Schaden“ zugefügt, kündigte Orban eine Regierung der „Dringlichkeitsmaßnahmen“ an. Tatsächlich ist der studierte Maschinenbauer Rumäniens zehnter Regierungschef in fünf Jahren.

Stabilere Verhältnisse nicht in Sicht

Stabilere Verhältnisse sind im von Dauerturbulenzen geplagten Karpatenstaat nicht in Sicht. Ohne Parlamentsmehrheit wird das Minderheitskabinett des in Brasov (Kronstadt) geborenen Sohnes rumänisch-ungarischer Eltern bis zur Neuwahl im nächsten Jahr die Regierungsgeschäfte allenfalls verwalten.

Leidenschaftlicher Bridgespieler

Als bekennender Konservativer trat Orban der PNL schon in den frühen 90er Jahren bei. In Bukarest stieg der leidenschaftliche Bridgespieler bis 2004 bis zum stellvertretenden Bürgermeister auf. Zwei Mal scheiterte er bei den Bukarester Oberbürgermeisterwahlen, bevor ihn Korruptionsvorwürfe 2016 zur frühzeitigen Aufgabe seines dritten Anlaufs zwangen: 2018 wurde er vor Gericht von allen gegen ihn erhobenen Vorwürfe freigesprochen.

Unterstützung von Johannis

Obwohl Orban bei seiner Kür zum Parteichef 2017 nicht unbedingt als die erste Wahl des der PNL nahe stehenden Staatschef Klaus Johannis galt, hat er den populären Präsidenten öffentlich immer unterstützt. Umgekehrt war es Johannis, der Orban letzten Monat als Regierungschef nominierte.