Die USA werden nach Angaben von Präsident Donald Trump eine "kleine Zahl" von Soldaten in Syrien behalten. Einige dieser Soldaten sollten nahe der Grenze zu Jordanien stationiert sein, andere sollten Ölfelder absichern, sagte Trump am Montag in Washington. Zuvor hatte die US-Armee mit der Verlegung von bisher in Syrien stationierten Soldaten in den Irak begonnen.

Dutzende Militärfahrzeuge mit US-Soldaten überquerten am Montag die Grenze, wie AFP-Reporter berichteten. Sie fuhren am Grenzübergang Fischchabur unweit der türkischen Grenze über den Tigris in die Kurdengebiete im Nordirak.

Kampf gegen IS

US-Verteidigungsminister Mark Esper hatte am Samstag erklärt, dass alle der nahezu 1.000 im Norden Syriens stationierten Soldaten im westlichen Irak erwartet würden, um den Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" fortzusetzen und dabei zu helfen, den Irak zu verteidigen.

Trump hatte vor zwei Wochen mit dem Abzug von Soldaten aus Nordsyrien den Weg für die türkische Großoffensive gegen kurdische Kämpfer in der Region freigemacht. Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) waren zuvor mit den USA im Kampf gegen die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) verbündet. Derzeit soll eine am Donnerstag verkündete Waffenruhe von fünf Tagen den YPG-Kämpfern den Abzug aus der von der Türkei geplanten "Sicherheitszone" an der Grenze ermöglichen. Allerdings herrscht keine Einigkeit über das genaue Ausmaß dieser Pufferzone.

Kurden-Einheiten abgezogen

Die kurdischen Einheiten haben sich mittlerweile vollständig aus der nordsyrischen Grenzstadt Ras al-Ain zurückgezogen. Die kurdisch dominierten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF)F, die von den YPG dominiert werden, vermeldeten am Sonntag den Abzug ihrer Kämpfer, die Türkei bestätigte die Angaben. Ein Reporter beobachtete, wie ein Konvoi aus dutzenden Fahrzeugen die Stadt verließ. Die USA verlegen indes Soldaten aus Syrien in den Irak.

Ras al-Ain wurde zuletzt von türkischen Militäreinheiten und syrischen Hilfstruppen belagert. Der Abzug der SDF war Bestandteil der am Donnerstag zwischen den USA und der Türkei ausgehandelten Vereinbarung für eine fünftägige Waffenruhe in Nordsyrien.

Konvoi mit Verletzten

Der Konvoi mit kurdischen Kämpfern und Verletzten, der Ras al-Ain am Sonntag verließ, bestand nach Angaben eines AFP-Korrespondenten aus mehr als 50 Fahrzeugen, darunter Krankenwagen. Der Konvoi erreichte später die Stadt Tal Tamr südlich von Ras al-Ain.

Die SDF hatten die türkische Regierung am Samstag beschuldigt, die vereinbarte Waffenruhe nicht einzuhalten und den Abzug ihrer Kämpfer aus Ras al-Ain zu blockieren. Die Türkei wies dies zurück und warf der YPG-Miliz ihrerseits zahlreiche Angriffe vor. Am Sonntag wurde nach Angaben Ankaras ein türkischer Soldat bei einer "Aufklärungs- und Überwachungsmission" in der Region um Tal Abjad getötet.

US-Truppen in Irak verlegt

Unterdessen verlegen die USA nach dem Rückzugsbefehl von Präsident Donald Trump Soldaten aus Syrien in den benachbarten Irak. Amerikanische Truppen überquerten am Montag den Grenzübergang Sahela, mehr als 100 Fahrzeuge kamen in die nordirakische Provinz Dohuk in der Autonomen Region Kurdistan, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Mitarbeiter vor Ort berichtete.

Laut einem Bericht der "Welt am Sonntag" richtete die NATO wegen der türkischen Offensive einen Krisenstab ein. Die Task Force solle sich mit dem türkischen Militäreinsatz und seinen möglichen Folgen beschäftigen.

Die Türkei habe sich bei einer Sitzung der 29 NATO-Botschafter bereit erklärt, die NATO-Partner laufend über Angriffe, Flüchtlingsbewegungen und Schäden in dem Kampfgebiet zu unterrichten, hieß es in dem Bericht. Außerdem habe Ankara klar gemacht, dass die Angriffe im Norden Syriens bis in die erste November-Hälfte hinein fortgeführt werden sollten.

Sicherheitszone

Die Türkei will durch ihren Vormarsch in Nordsyrien zunächst eine "Sicherheitszone" von 120 Kilometern Länge einnehmen. Das erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Montag aus türkischen Militärkreisen. Diese Zone solle von Tal Abjad bis Ras al-Ain reichen. Im weiteren Verlauf solle die Zone auf eine Länge von 444 Kilometern ausgedehnt werden. Dabei strebt Ankara an, dass die "Sicherheitszone" rund 30 Kilometer tief in das syrische Staatsgebiet hineinragt.

"Inakzeptabel"

Der Iran hat den türkischen Plan für Beobachtungsposten in Syrien scharf kritisiert. Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Abbas Mussawi, nannte den vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Freitag angekündigten Schritt, zwölf Beobachtungsposten in Syrien errichten zu wollen, "inakzeptabel".

Nach Informationen der "Welt am Sonntag" machten in der Sitzung des Nordatlantikrates vor allem Deutschland, Frankreich, Albanien, Island, Belgien und Luxemburg klar, dass Ankara von ihnen "keine Unterstützung" im Zusammenhang mit der Offensive in Nordsyrien erwarten könne. Daher könne die Türkei auch im Fall eines Gegenangriffs aus Syrien auf türkisches Gebiet und einer Anfrage an die NATO nicht mit Beistand nach Artikel 5 rechnen.