Der Abbruch beschädige die Glaubwürdigkeit der USA und zeige der Welt, dass die USA gegen Frieden seien, hieß es in einer Mitteilung der radikalislamischen Taliban am Sonntag. Zudem werde er zu weiteren Verlusten von Menschenleben auf US-Seite führen. "Die Amerikaner werden mehr als alle anderen unter dem Abbruch der Gespräche leiden", drohten die Taliban. Sie hatten zuvor zugegeben, für einen Angriff in Kabul verantwortlich zu sein, bei dem ein US-Soldat und elf weitere Menschen getötet worden seien. Wegen des tödlichen Anschlags erklärte US-Präsident Donald Trump am Samstagabend (Ortszeit) überraschend, dass er die Verhandlungen mit den Taliban abgebrochen habe

Trump schrieb auf Twitter, er habe zudem ursprünglich für Sonntag in Camp David geheime Treffen mit den Taliban und - getrennt davon - mit dem afghanischen Präsidenten Ashraf Ghani abgesagt. Ob dies das endgültige Aus für die Verhandlungen ist, blieb zunächst unklar.

Ghani betonte nach der Absage Trumps, Frieden werde nur möglich, wenn sich die Taliban zu einer Feuerpause bereiterklärten. Er strebt bei dem Ende des Monats anstehenden Urnengang seine Wiederwahl an. Die Taliban wollen den Wahltermin aber durchkreuzen. Sie verlangen die Absage der Wahl als Voraussetzung für den Abschluss eines Friedensabkommens mit den Amerikanern. Ghani beharrt jedoch auf dem Termin.

Verhandlungen sind tot

Die Verhandlungen seien "bis auf weiteres tot", sagte US-Außenminister Mike Pompeo am Sonntagvormittag (Ortszeit) dem Fernsehsender Fox News. Die USA würden ihren Afghanistan-Sonderbeauftragten zurückbeordern, "um über die weiteren Schritte zu beraten". Sollten die Taliban "ihre Haltung ändern", könnten die Verhandlungen wieder aufgenommen werden, so Pompeo.

In jedem Fall werde die US-Regierung alles tun, um die Amerikaner und US-Interessen zu schützen, betonte Pompeo. Die USA würden auch nur dann Soldaten aus Afghanistan abziehen, wenn die Bedingungen dafür angemessen seien. Trump habe diesbezüglich noch keine Entscheidung getroffen.

In der Taliban-Erklärung hieß es weiter, man habe mit dem US-Verhandlungsteam ein Abkommen erzielt, mit dem auch die US-Seite zufrieden gewesen sei. Beide Seiten seien damit beschäftigt gewesen, sich auf die Unterzeichnung des Abkommens vorzubereiten. Innerafghanische Gespräche - zwischen den Taliban und Vertretern der Regierung in Kabul sowie der Zivilgesellschaft - hätten am 23. September beginnen sollen.

Die Taliban seien bereit, die Gespräche weiter zu führen. "Obwohl uns der Krieg aufgezwungen wird, ziehen wir die Option, ihn über Dialog zu lösen, dem Kampf vor", hieß es weiter.

Die USA und die Taliban sprachen seit Juli 2018 über eine politische Lösung des bald 18 Jahre dauernden Konflikts in Afghanistan. Beide Seiten zeigten sich bis zuletzt zuversichtlich, bald ein Abkommen zu unterzeichnen. Dieses hätte auch den Weg für einen Abzug der rund 5.000 Soldaten aus dem Land öffnen sollen. Die Taliban hatten ungeachtet dessen vergangene Woche eine massive Angriffswelle gestartet. Aber auch die Regierungskräfte und ihre US-Verbündeten setzten Luftangriffe und Offensiven fort.