Die Veranstalter vom Netzwerk "Eine Million Augenblicke für Demokratie" sprachen von mindestens 250.000 Teilnehmern, die sich am Sonntagnachmittag auf der Letna-Ebene oberhalb der Moldau versammelten.

Die Mobilfunkdienste fielen wegen Überlastung aus. Eine U-Bahn-Station musste wegen des Andrangs gesperrt werden. Die Demonstranten forderten unabhängige Ermittlungen gegen Regierungschef Andrej Babis von der liberal-populistischen Partei ANO und seinen sofortigen Rücktritt. Hintergrund sind Berichte, dass der Großunternehmer und Multimilliardär als Politiker in einem Interessenskonflikt stehen und unrechtmäßig von EU-Subventionen profitiert haben soll.

Die Teilnehmer hielten Schilder mit der Aufschrift "Demission" hoch und riefen in Sprechchören: "Wir sind da!". Beobachtern zufolge war es die größte Massenkundgebung in Prag seit der Samtenen Revolution, der demokratischen Wende von 1989. Der 64 Jahre alte Babis weist alle Anschuldigungen zurück. Am Mittwoch muss sich die Regierung im Parlament einer Misstrauensabstimmung stellen. Ein Erfolg der Opposition gilt aufgrund der Stimmverhältnisse als unwahrscheinlich.