Heute ist der Tag der Kosovaren, zumindest jener der albanischstämmigen Bevölkerung in dem kleinen und jungen Vielvölkerstaat am Balkan. Als heute vor zwanzig Jahren Nato-Truppen in der abtrünnigen serbischen Provinz einmarschierten, markierte dies zugleich das Ende des Konflikts zwischen Serben und Albanern und damit auch das Ende des Jugoslawien-Kriegs.

Der Skenderbeu-Platz im Zentrum Prishtinas
Der Skenderbeu-Platz im Zentrum Prishtinas © Reif

"20 Vjet Liri" - "20 Jahre Freiheit" steht in großen Lettern auf einem Banner über der "Mutter-Theresa-Straße" im Zentrum der Hauptstadt Prishtina, die in den Skenderbeu-Platz mündet. Dort sprachen heute Mittag unter anderem Kosovos Präsident Hashim Thaci, Ex-US-Außenministerin Madeleine Albright und der damalige US-Präsident Bill Clinton vor Ehrengästen wie dem albanischen Premierminister Edi Rama und dem kosovarischen Premierminster Ramush Haradinaj.

Schon gestern waren Absperrungen aufgebaut worden, hinter denen sich heute Hunderte kosovarische Bürger versammelt haben, um ihre Dankbarkeit zu zeigen. "Hätte die Nato damals nicht eingegriffen, wäre ich heute bestimmt nicht mehr am Leben", erzählt die einheimische Journalistin Jeta Xharra. Auf dem hohen Regierungsgebäude im Hintergrund wurde ein riesiges Banner angebracht. Darauf zu lesen ist das Wort "Danke" in den verschiedenen Sprachen jener Länder, die maßgeblich an der KFOR-Mission beteiligt waren und teils bis heute sind. Am größten ist der Schriftzug in englischer Sprache: "Thank you!"

Prishtina zeigte Flagge(n)
Prishtina zeigte Flagge(n) © Reif

"Ja, wir tun das Richtige"

Auf den umliegenden Häusern brachten sich Scharfschützen und Kamerateams in Stellung, als die amerikanischen Gäste unter "USA"-Sprechchören auf dem Platz eintrafen. Albright, von der auch eine Büste enthüllt wurde, erzählte von ihren Erinnerungen an das Nato-Bombardement gegen die serbischen Truppen: "Bill (Clinton, Anm.) hat mich nachts angerufen und gesagt, dass unsere Flugzeuge gestartet sind. Er versicherte mir, dass wir das Richtige tun. Ja, wir tun das Richtige", sagte sie mit Blick auf die Missachtung der Menschenrechte durch das damalige jugoslawische Regime.

Schließlich stellte Albright den Mann der Stunde vor. Auch Clinton, der frenetisch bejubelt wurde, ließ die damalige Situation revuepassieren. Gemeinsam konnte man damals sicherstellen, dass die kommende Generation der Kosovaren in Frieden aufwachsen konnte. Aber Clinton stellte auch klar, dass der Weg des Kosovo noch nicht zu Ende ist und dass es nun an den Kosovaren liege, für Stabilität, Sicherheit und Demokratie zu sorgen. Er werde es stets als eine der großen Ehren seines Lebens empfinden, "mit Ihnen gegen ethnische Säuberungen und für den Frieden eingestanden zu sein", sagte Clinton, dem bereits eine Statue in Prishtina gewidmet wurde. "Clinton hat getan, was kein anderer geschafft hat", pries einer der Zuschauer den Ex-Präsidenten. Er könne sich - wie alle Kosovaren - noch gut an diese Zeit erinnern. Und er werde den USA und der Nato für immer dankbar sein.

Sowohl Clinton als auch Albright erwähnten in ihren Ansprachen auf dem Platz vor dem Parlament und dem Regierungsgebäude, wo die Ehrengäste in Form der Kompassrose des NATO-Wappens platziert waren, weder das heutige Serbien noch die serbische Minderheit im Kosovo. Die aktuelle US-Regierung war lediglich mit einem hohen Außenamtsbeamten vertreten.

Über dem Skenderbeu-Platz wachten die Scharfschützen des Secret Service
Über dem Skenderbeu-Platz wachten die Scharfschützen des Secret Service © Reif