Der spanische Ministerpräsident Pedro Sanchez hat mit seinen Sozialisten die Parlamentswahlen klar gewonnen - steuert aber auf eine schwierige Regierungsbildung zu. Die Sozialistische Arbeiterpartei (PSOE) wurde am Sonntag nach Auszählung fast aller Stimmen mit 29 Prozent stärkste Kraft. Sie gewann damit 123 der 350 Abgeordnetenmandate.

Mit der rechtsextremen Vox zieht erstmals seit dem Tod des klerikalfaschistischen Diktators Francisco Franco eine Rechtsaußen-Partei ins Parlament ein.

Die 123 Parlamentssitze liegen aber deutlich unter der absoluten Mehrheit von 176 Sitzen. Sanchez wird damit für eine Regierungsbildung auf die Unterstützung anderer Parteien angewiesen sein. Es zeichnet sich eine schwierige Regierungsbildung ab.

Konservative als Wahlverlierer

Großer Wahlverlierer war die konservative Volkspartei (PP): Sie stellt mit 66 Sitzen zwar die zweitstärkste Kraft im Parlament, verlor aber mehr als die Hälfte ihrer Mandate. Das Mitte-rechts-Bündnis Ciudadanos (Bürger) konnte dagegen kräftig zulegen und gewann 57 Sitze. Die links-alternative Podemos hat künftig 42 Sitze.

Die rechtsextreme Partei Vox, die unter anderem mit einem strikt einwanderungsfeindlichen Kurs Wahlkampf gemacht hatte, gewann mit rund zehn Prozent 24 Abgeordnetenmandate und zieht erstmals ins Parlament ein. "Vox ist gekommen, um zu bleiben", sagte Parteichef Santiago Abascal am Sonntagabend. Vox war als Abspaltung der von Korruptionsaffären gebeutelten, rechtskonservativen PP entstanden und im Dezember bei den Regionalwahlen in Andalusien ins Regionalparlament eingezogen.

Regierungschef Sanchez wird nun ein neues Regierungsbündnis schmieden müssen. Zusammen mit den Ciudadanos hätte er zwar eine absolute Mehrheit. Eine Regierungskoalition dürfte aber in beiden Lagern auf Widerstand stoßen.

Ciudadanos-Chef Albert Rivera hatte angekündigt, Sanchez von der Macht "vertreiben" zu wollen. Anhänger der Sozialisten riefen am Sonntagabend vor dem Parteisitz "Nicht mit Rivera" - und warnten Sanchez damit vor einer Koalition mit den Ciudadanos. Angesichts der Niederlage der PP rief Rivera seine Gruppierung zur führenden Oppositionskraft aus: "Wir führen nun die Opposition an", sagte er.

Politische Landschaft zersplittert

Naheliegend wäre eine Koalition der Sozialisten mit der linken Podemos. Allerdings kommen beide Parteien zusammen nicht auf eine absolute Mehrheit. Für eine Regierungsbildung müsste Sanchez neben Podemos kleinere regionale Gruppierungen wie die baskischen Nationalisten oder katalanischen Separatisten mit ins Boot holen. Letztere waren es allerdings auch, die im Februar Neuwahlen erzwungen hatten, indem sie den Budgetentwurf der Sozialisten, die nach einem fliegenden Regierungswechsel bisher ein Minderheitskabinett führten, nicht mittrugen.

Spaniens politische Landschaft ist in den vergangenen Jahren zunehmend zersplittert. Gab es bis 2015 de facto ein Zweiparteiensystem aus PSOE und konservativer PP, sind seitdem zahlreiche neue Gruppierungen entstanden oder erstarkt.

"Wir sind hier, um zu bleiben"