Sie gilt als "französisches Harvard" - nun steht die Kaderschmiede ENA vor dem Aus. Präsident Emmanuel Macron will die Elitehochschule "abschaffen", wie er am Donnerstagabend ankündigte. Die Ecole Nationale d'Administration gilt nicht nur bei der Protestbewegung der "Gelbwesten" als Sinnbild einer privilegierten Polit-Elite. Den "Enarchen" fehlt es nach Ansicht vieler Franzosen an Mut und Ideen.

Gegründet wurde die ENA im Oktober 1945. Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte eine neue Generation französischer Spitzenbeamter herangezogen werden, die nicht aufgrund von Beziehungen oder der Verdienste ihrer Eltern in hohe Posten gelangen.

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In den fast 74 Jahren ihres Bestehens haben zahlreiche Politiker, Beamte und Konzernmanager an der Verwaltungshochschule studiert - so auch Macron und weitere französische Präsidenten vor ihm, etwa Valery Giscard d'Estaing, Jacques Chirac oder Francois Hollande.

Zukunft noch offen

Seit 1991 sitzt die ENA in Straßburg. Ob die Hochschule geschlossen wird oder umbenannt und neu strukturiert, ist noch offen. Macron selbst sprach von einer "radikalen Reform". Ein Berater soll nun Vorschläge machen.

Die ENA gehört zu einem Frankreich-spezifischen System von Elitehochschulen ("Grandes écoles"), die parallel zu den Universitäten existieren, jedoch ein deutlich höheres Renommee haben. Diese Hochschulen sind für ihre sehr anspruchsvollen Auswahlverfahren bekannt, denen ein zweijähriger Vorbereitungskurs vorangeht. Bekannte Hochschulen dieses Systems sind etwa die HEC für Handelswissenschaften, die IEP (allgemein bekannt als "SciencesPo") für Politikwissenschaft, die ENS in Paris für Geistes- und Naturwissenschaften, die Ecole polytechnique für Ingenieure oder die Militärschule St. Cyr.