In Israel sind am Montag sieben Menschen verletzt worden, als ein Haus in der Ortschaft Mishmeret nördlich von Tel Aviv von einer Rakete getroffen wurde. Die israelische Armee erklärte, das Geschoß sei aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert worden. Nach dem Angriff verlegte Israel weitere Truppen in die Nähe des Palästinensergebiets am Mittelmeer.

Eine israelische Armeesprecherin sagte am Montag, man wolle zwei Brigaden entsenden, Infanterie und Panzer. Außerdem solle eine begrenzte Anzahl von Reservisten in verschiedenen Einheiten für spezifische Aufgaben einberufen werden.

Die Rakete hatte ein Haus in Mishmeret nördlich von Tel Aviv direkt getroffen, sagte die Sprecherin. Das Gebäude geriet nach Polizeiangaben nach dem Raketeneinschlag in Brand und wurde vollständig zerstört. Verletzt wurden vier Erwachsene und drei Kinder, wie das behandelnde Krankenhaus mitteilte. Eins der Kinder ist erst sechs Monate alt. Sechs der Verletzten gehörten alle zu einer Familie. Sie erlitten den Angaben zufolge leichte Brandverletzungen und wurden durch Raketensplitter verletzt.

Mishmeret liegt rund 20 Kilometer nördlich von Tel Aviv und rund 100 Kilometer vom Gazastreifen entfernt. Militante Palästinenser feuern häufig Raketen auf das Grenzgebiet um den Gazastreifen ab. Es ist jedoch ungewöhnlich, dass ein Geschoß so weit entfernt von dem Küstenstreifen einschlägt.

Ein hoher Vertreter der im Gazastreifen herrschenden radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas hat den Raketenangriff auf Israel bestritten. "Niemand unter den Widerstandsbewegungen, einschließlich der Hamas, hat Interesse, von Gaza aus Raketen auf den Feind zu schießen", sagte der Mann, der anonym bleiben wollte, der Nachrichtenagentur AFP. Der Hamas-Repräsentant meinte, der Schuss könnte durch das "schlechte Wetter" ausgelöst worden sein. Der mit der Hamas verbündete "Islamische Dschihad" beteilige sich an dem Dementi, sagte der Vertreter weiter. Die Organisation "Islamischer Dschihad" warnte Israel vor "Aggressionen gegen den Gazastreifen" und drohte mit einer "kraftvollen Reaktion".

Die Hamas stand zuletzt auch intern stark unter Druck. Es kam zu Straßenprotesten gegen die harten Lebensumstände im Gazastreifen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte, die Hamas-Polizei sei brutal gegen die Demonstranten vorgegangen. Mehr als tausend Menschen seien in diesem Monat festgenommen worden. Die Proteste richteten sich unter anderem gegen Steuern, die Hamas erhebt, etwa auf Zigaretten und Lebensmittel. In dem Küstenstreifen leben rund zwei Millionen Menschen unter schwierigen Bedingungen. Es mangelt unter anderem an Trinkwasser und Strom.

"Iron Dome" schützt nur "die Gebiete, in denen es aufgestellt ist"

Die Armeesprecherin sagte, es handle sich um eine von der im Gazastreifen herrschenden Hamas selbst hergestellte Rakete. Sie habe eine Reichweite von rund 120 Kilometern. "Die Hamas hat diese Rakete abgefeuert", sagte die Sprecherin. "Wir sehen die Hamas als verantwortlich für alles, was im Gazastreifen passiert." Berichte, denen zufolge das Geschoß möglicherweise versehentlich abgefeuert wurde, wollte sie nicht kommentieren.

Auf die Frage, warum die israelische Raketenabwehr "Iron Dome" (Eisenkuppel) die Rakete nicht abgefangen hat, sagte die Sprecherin: "'Iron Dome' beschützt nur die Gebiete, in denen es aufgestellt ist."

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sprach von einem abscheulichen Verbrechen, auf das eine entschiedene israelische Reaktion folgen werde. Netanyahu hält sich derzeit in Washington auf, wo er am Montag mit US-Präsident Donald Trump zusammenkommen wollte. Wegen des Angriffs werde er seinen USA-Besuch abkürzen, kündigte Netanyahu an. Nach dem Treffen mit Trump wollte er umgehend nach Israel zurückkehren, "um die Einsätze aus der Nähe zu leiten". Eine geplante Rede vor der proisraelischen US-Lobbygruppe AIPAC sagte er deshalb ab.

Für weiteren Zündstoff dürfte das Vorhaben Trumps sorgen, die Zugehörigkeit der annektierten Golanhöhen zu Israel anzuerkennen. Israelischen Regierungsangaben zufolge will Trump am Montag im Beisein Netanyahus ein entsprechendes Dekret unterzeichnen. Israel hatte die syrische Region im Sechstagekrieg 1967 besetzt und 1981 dann annektiert. International wird dies nicht anerkannt.

Der Vorfall zeigt, dass die Lage im Vorfeld der israelischen Parlamentswahl am 9. April angespannt ist. Am 14. März hatte es den ersten palästinensischen Raketenangriff auf die Küstenmetropole Tel Aviv seit dem Gaza-Krieg 2014 gegeben. Daraufhin hatte Israels Luftwaffe rund 100 Ziele in dem palästinensischen Gebiet am Mittelmeer bombardiert.