Anlässlich des Weltfrauentages sind mehrere Frauen ausgezeichnet worden. In Frankreich ehrte Präsident Emmanuel Macron eine Aktivistin aus Kamerun. Aissa Doumara Ngatansou erhielt den Simone-Veil-Preis für ihren Einsatz für die Opfer von Vergewaltigung und Zwangsehen. Die junge Klimaaktivistin Greta Thunberg wurde in Schweden zur wichtigsten Frau des Jahres ausgerufen.

Aissa Doumara Ngatanso bekam den mit 100.000 Euro dotierten Simone-Veil-Preis, den der Staatschef erstmals vergab. Bei der Zeremonie im Pariser Elysee-Palast sagte die Aktivistin, sie widme die Auszeichnung "allen Frauen, die Opfer von Gewalt und Zwangsehen sind, und allen, die Boko Haram entkommen sind". Die Islamistengruppe ist in Nigeria und in angrenzenden Staaten aktiv und entführt immer wieder Frauen und Mädchen.

Macron nannte Aissa Doumara Ngatansous Einsatz ein "Beispiel für Mut". Er kündigte an, dass Frankreich 120 Millionen Euro in einen Fonds zum Kampf gegen die Gewalt gegen Frauen und Diskriminierung in der Welt einzahlen will. Der Simone-Veil-Preis ist nach der 2017 verstorbenen Politikerin und Frauenrechtlerin aus Frankreich benannt, die 1979 erste Präsidentin des EU-Parlaments wurde. Die Auschwitz-Überlebende Veil setzte sich zeitlebens auch für die Erinnerung an den Holocaust ein.

Greta wurde "Frau des Jahres"

Die junge Klimaaktivistin Thunberg wurde in einer Umfrage des Instituts Inizio im Auftrag der Zeitung "Aftonbladet" zur wichtigsten Frau des Jahres gewählt. Die 16-Jährige setzte sich knapp gegen die Parteichefin der Christdemokraten, Ebba Busch Thor, durch. Auch eine weitere schwedische Zeitung, "Expressen", kürte Thunberg zur "Frau des Jahres". Dort entschied eine Jury über die Auszeichnung.

In die Top Ten der "Aftonbladet"-Erhebung schafften es auch die Ex-Vorsitzende der Schwedischen Akademie, Sara Danius, sowie Kronprinzessin Victoria. Auf die Frage "Welche schwedische Frau hat Ihrer Meinung nach während der vergangenen zwölf Monate einen besonders positiven Einfluss gehabt?" antworteten manche der knapp 1.000 Befragten auch einfach mit "Frau/Lebensgefährtin" oder "Mama".

"Wow, das ist unglaublich! Das ist sehr überwältigend und schwer zu glauben", wurde Thunberg vom "Aftonbladet" zitiert. "Das ist Bestätigung dafür, dass das, was ich versuche, einen Unterschied macht. Und dass ich so jung bin, ist auch lustig, ich bin ja weiterhin ein Kind."

Kampf fürs Klima

Thunberg demonstriert seit August 2018 vor dem Parlament in Stockholm für einen stärkeren Kampf fürs Klima. Ihre Aktion hat Früchte in vielen Ländern getragen, Tausende Schüler streiken seit Wochen freitags nach ihrem Vorbild für mehr Klimaschutz. Für den 15. März sind mehr als 860 Proteste in 75 Ländern geplant. Thunberg soll zum R20 Austrian World Summit am 28. Mai nach Wien kommen. Die 16-Jährige wird dabei - ebenso wie Gründer Arnold Schwarzenegger - auch bei einem öffentlich frei zugänglichen "Climate Kirtag" am Heldenplatz auftreten.

Papst Franziskus sprach sich zum Weltfrauentag für mehr gesellschaftliche Teilhabe von Frauen aus. "Wenn uns die Zukunft am Herzen liegt, wenn wir eine Zukunft des Friedens erträumen, muss man den Frauen mehr Raum geben", sagte das Kirchenoberhaupt im Vatikan. Friede entstehe "aus der Zärtlichkeit der Mütter", so Franziskus laut Kathpress . "Die Frau ist es, die die Welt schön macht, sie behütet und am Leben hält."

Gleichstellung stagniert

Trotz zahlreicher Reformen in vielen Ländern kommt die Gleichstellung der Geschlechter einem neuen OECD-Bericht zufolge nur langsam voran. Vor allem tief verwurzelte Vorurteile und soziale Normen sorgten dafür, dass politische Verpflichtungen und Reformen oft nur halbherzig umgesetzt würden, heißt es in dem in Paris veröffentlichten Bericht, für den 180 Länder untersucht wurden.

Demnach reduziert das derzeitige Maß an Diskriminierung das Welteinkommen um 6 Billionen Dollar oder 7,5 Prozent. Den OECD-Experten zufolge verbietet immer noch knapp die Hälfte (88) der untersuchten Länder Frauen, bestimmte Berufe auszuüben. In 24 Ländern brauchten Frauen die Erlaubnis des Ehemannes, um zu arbeiten. In einer Mehrheit (108) der Länder gebe es Bedingungen für eine legale Abtreibung wie etwa, dass das Leben der Mutter in Gefahr sei. In 32 der untersuchten Länder sei es Frauen verboten, für eine bestimmte Zeit lang nach der Scheidung wieder zu heiraten. In 29 Ländern hätten Witwen oder Töchter im Erbrecht nicht dieselben Rechte wie Witwer oder Söhne.

Der Bericht kommt außerdem zu dem Ergebnis, das Frauen in allen Regionen der Welt in ihrer eigenen Familie die größte Diskriminierung erfahren. Demnach übernehmen Frauen 75 Prozent der unbezahlten Hausarbeit und Betreuung. In 27 Ländern seien Frauen gesetzlich verpflichtet, ihrem Ehemann zu gehorchen. Auch in Europa und in Nord- und Südamerika würden Frauen vor allem über die traditionelle Rolle als Mutter und Hausfrau definiert.