Ihre Heimatländer stellen die Jihad-Reisenden vor ein Dilemma, da sie bei einer Rückkehr ein unkalkulierbares Sicherheitsrisiko darstellen, die Kurden sie langfristig aber nicht festhalten wollen oder können. US-Präsident Donald Trump hat nun die Europäer aufgerufen, rasch ihre Landsleute zurückzuholen und ihnen den Prozess zu machen. Andernfalls würden sie freigelassen.

DEUTSCHLAND

Von den mehr als 1.050 Jihadisten, die sich von Deutschland aus auf den Weg nach Syrien gemacht haben, ist nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) inzwischen rund ein Drittel wieder in Deutschland, darunter auch viele Frauen. Medienberichten zufolge sitzen mehrere Dutzend Deutsche in kurdischer Haft. Die deutsche Regierung erkennt allen ein Rückkehrrecht zu, macht jedoch bisher keine Anstalten, Deutsche aus Syrien zurückzuholen.

ÖSTERREICH

Laut dem aktuellen Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2017 sind 313 österreichische "Foreign Fighters" bekannt, 59 konnten an der Ausreise gehindert werden. Nach unbestätigten Informationen wurden 55 getötet, darunter im vergangenen November der bekannteste, der Wiener Jihadist Mohamed M., angeblich in einem Gefängnis des IS bei einem Luftangriff der US-geführten Anti-IS-Koalition. Die Zahl der Rückkehrer ist 2017 um vier auf 94 gestiegen, mehrere wurden bereits von heimischen Gerichten zu teils hohen Haftstrafen verurteilt.

FRANKREICH

Von den französischen Jihad-Reisenden befinden sich rund 130 in kurdischer Haft, darunter 70 bis 80 Kinder. Paris hat angekündigt, sie nach Frankreich zurückzuholen, doch bleibt unklar, wie eine Rückführung rechtlich und logistisch funktionieren soll. Während mehr als 300 französische Jihadisten in den vergangenen Jahren getötet wurden, werden noch etwa 250 Kämpfer und ihre Angehörigen in Syrien auf freiem Fuß vermutet.

GROSSBRITANNIEN

Im Jänner ging die Regierung in London von rund 200 britischen Jihadisten in Syrien und dem Irak aus, die sie als ernste Gefahr einstuft. Knapp 400 IS-Anhänger waren bis zum Juni vergangenen Jahres in die Heimat zurückgekehrt, die meisten von ihnen Kinder und Frauen. Rund 40 Rückkehrer mussten sich wegen Verbrechen vor der Justiz verantworten, während die Regierung für die anderen ein Programm aufgelegt hat, um sie zu deradikalisieren.

BELGIEN

Auch aus der belgischen Jihadistenszene sind viele Anhänger in die Kriegszone gereist. Von den mehr als 400 belgischen Jihad-Reisenden wurden Ende 2018 noch 150 im Irak und Syrien vermutet. Hinzukommen etwa 160 Kinder und Jugendliche, die belgische Staatsbürger sind. Die Regierung in Brüssel will Kinder unter zehn Jahren zurückholen, wenn eine belgische Abstammung klar belegt ist. Sonst will sie "von Fall zu Fall" entscheiden.

RUSSLAND

Mit fast 4.500 Jihadisten stellt Russland eines der größten ausländischen Kontingente der IS-Miliz, wobei die meisten aus den muslimischen Kaukasusrepubliken stammen. Während die Regierung darauf setzt, die Kämpfer vor Ort zu töten, hat sie dem tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow die Aufgabe gegeben, die Heimführung der Frauen und Kinder zu organisieren. Bisher kehrten so rund 200 Angehörige aus der Kampfzone zurück.

TUNESIEN

Auch aus Tunesien hat sich eine große Zahl von Jihadisten der IS-Miliz angeschlossen. Auf 3.000 bis 5.000 wird die Zahl tunesischer Extremisten geschätzt, die auf Seiten der Gruppe im Irak, Syrien und Libyen kämpfen. Wie andere Staaten auch, will Tunesien seine Bürger nicht zurück, kann ihnen aber die Rückkehr nicht verwehren. Präsident Béji Caid Essebsi erklärte, ihnen drohe in diesem Fall ein Prozess und eine Haftstrafe.

MAROKKO

In dem Königreich werden Jihad-Rückkehrer systematisch vor Gericht gestellt und zu Haftstrafen von bis zu 15 Jahren verurteilt. Seit Mitte 2018 wurde so mehr als 200 Rückkehrern der Prozess gemacht. Nach Schätzungen aus dem Jahr 2015 hatten sich mehr als 1.600 Marokkaner Jihadistengruppen in Syrien und dem Irak angeschlossen.