Dass Sebastian Kurz Holzklasse fliegt, ist kein ehernes Gesetz. Auf dem Flug von Wien über Helsinki nach Seoul verschwanden der Kanzler und ein Teil seines Entourage in der Business-Class. Auf Flügen nach Übersee oder in den Fernen Osten genehmigt sich Kurz, so die Regelung, mehr Beinfreiheit. Die Journalisten gaben sich mit der Economy zufrieden.

In der Jugendherberge

Es ist nicht das erste Mal, dass Kurz in Japan weilt. Beim Zwischenstopp in Helsinki enthüllte der Kanzler, dass er auf Maturareise in Japan war. Drei Wochen lang tourte er im Alter von 18 gemeinsam mit zwei Freunden durch das Inselreich. Von Polizeieskorte, Fünf-Sternhotel, roter Teppich war damals keine Spur. Unterwegs war man mit Rucksack und mit Zug, übernachtet wurde in der Jugendherberge.

Fischer nicht sehr "amused"

Nach der Ankunft in Seoul beehrten Kurz und der mitreisende Bildungsminister Heinz Faßmann die Global Empowerment-Tagung von Ex-UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon auf der Yonsei-Universität. Im Beisein von Altbundespräsident Heinz Fischer lobte der Südkoreaner den Kanzler über den grünen Klee. Er habe Österreich „einem Wandel unterzogen“ und sei das „Symbol eines neuen, jungen, reformorientierten Staatenlenkers.“ Der gewöhnlich stets euphorische Fischer schien über die Wortwahl nicht sehr "amused" zu sein, zuletzt hatte der ehemalige SPÖ-Politiker den ÖVP-Chef wegen dessen Skeptizismus gegenüber dem sozialpartnerschaflichen Dialog kritisiert. Kurz streifte in seiner Eröffnungsrede die globalen Herausforderungen. „Die rasante Veränderung ist die einzige Konstante auf unserem Planeten.“ Um dem hinzuzufügen: „Der Wohlstand hilft nichts, wenn wir den Planeten zerstören. Der größte technologische Fortschritt hilft nichts, wenn nicht alle Menschen auf dem Planeten davon profitieren.“

Hochsensible  5-G-Entscheidung

Eine weiteren Höhepunkt am ersten Tag war das Zusammentreffen mit dem Vizepräsidenten von Samsung. Kurz suchte nicht das Gespräch, weil er sein Iphone gegen ein Gerät südkoreanischer Provenienz eintauschen wollte. Im Laufe des Jahres soll in Österreich das 5-G-Netz ausgeschrieben werden, die Südkoreaner sind ganz vorne. Die Frage der Vergabe ist weltweit eine hochpolitische, haben doch die USA, Deutschland und andere europäische Länder gegen den chinesischen Weltmarktführer  Huawei massive Sicherheitsbedenken geäußert. Experten gehen davon aus, dass das chinesiche Regime Spionagesoftware eingebaut hat. Kurz erklärte in Seoul, Österreich wolle beim 5-G-Netz  zu den Spitzenreitern aufrücken.

Treffen im Kaiserpalast

Den Kaiser nahm der Kanzler nicht auf die Reise in den Fernen Osten mit. Am Freitag steht in Tokio ein Termin beim künftigen Kaiser von Japan auf dem Programm. Erst knapp vor dem Abflug kündigte der japanische Hof das Treffen mit dem amtierenden Kronprinzen Naruhito an. Robert Palfrader, der Comedy-Kaiser von Österreich, blieb erwartungsgemäß zu Hause.