Für nicht einmal 72 Stunden sind Bundeskanzler Sebastian Kurz sowie die Minister Norbert Hofer und Heinz Faßmann gestern nach Südkorea und Japan aufgebrochen. Margarete Schramböck, die ebenfalls mitfahren wollte, musste krankheitsbedingt kurzfristig absagen. An ihrer Stelle steht Reinhold Lopatka auf der Liste der Reisenden. Er ist Präsident der japanisch-österreichischen Parlamentariergruppe.

Neben geopolitischen Fragen wie jener der aktuellen Lage in Fernost – zwei Wochen vor dem Gipfel zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un – stehen heute in Seoul und morgen in Tokio vor allem wirtschaftliche, technologische und universitäre Aspekte im Mittelpunkt der Gespräche. In Südkorea trifft der Kanzler neben Premierminister Lee Nak-yeon auch den Vizechef des Technologiegiganten Samsung, in Tokio steht neben dem Zusammentreffen mit Premier Shinzo Abe auch ein Besuch von Honda, das Red Bull im heurigen Jahr erstmals mit Motoren für die Formel 1 ausstattet, auf dem Programm.

Verkehrsminister Hofer interessiert sich für das ehrgeizige Ziel Tokios, bis zu den Olympischen Spielen im Jahr 2020 den öffentlichen Verkehr in der größten Stadt der Welt auf Antrieb durch Wasserstoff umzurüsten. Wirtschaftsministerin Schramböck wollte die Möglichkeiten für die heimischen Unternehmen nach Inkrafttreten des zwischen der EU und Japan ausgehandelten Freihandelsabkommens ausloten, eine Aufgabe, die nun dem Kanzler zufallen dürfte. Sechs von zehn Euro verdienen heimische Unternehmen durch den Export. In Seoul stößt auch Altbundespräsident Heinz Fischer zur Truppe. Gemeinsam mit Kurz eröffnet er das von Ex-UN-Generalsekretär Ban Ki-moon organisierte „Global Engagement und Empowerment Forum“.

Emotionaler Höhepunkt dürfte wohl die vom Kanzler selbst gewünschte Visite der Gedenkstätte in Hiroshima sein, wo die USA am 6. August 1945 die erste Atombombe über bewohntem Gebiet abgeworfen haben. Schon als Außenminister hatte sich Kurz den Kampf für eine totale nukleare Abrüstung auf die Fahnen geheftet. Wissenschaftsminister Faßmann trifft Überlebende des nuklearen Infernos. Am Abend gastieren dann in Tokio die Wiener Philharmoniker – zum 150. Jahrestag der Aufnahme der Beziehungen zwischen Japan und Österreich. Auch ein Treffen mit Japans künftigem Kaiser ist geplant.

Für Kurz sind auch persönliche Erinnerungen im Spiel. Nach der Matura war er mit zwei Freunden durch Japan getrampt. Es ist sein erster Japan-Besuch seit der Maturareise.