Fast zwei Wochen nach ihrer Rettung im Mittelmeer konnten 47 Migranten am Donnerstag im Hafen von Catania an Land gehen. Nach tagelangen Tauziehen erlaubte die italienische Regierung dem Rettungsschiff "Sea-Watch 3" die Landung in dem sizilianischen Hafen. Unter dem Applaus der Schiffscrew gingen die Migranten an Land, wo sie von Mitarbeitern des Roten Kreuzes versorgt wurden.

NGO-Personal soll befragt werden

Die minderjährigen Migranten sollen in Jugendeinrichtungen auf Sizilien untergebracht werden. Für jeden von ihnen wurde bereits ein Vormund ernannt. Die erwachsenen Migranten sollen in einem Hot Spot in Messina identifiziert werden. "Der Leidensweg unserer Gäste ist zu Ende. Wir wünschen ihnen das Beste. Wir hoffen, dass sie Europa aufnimmt und ihnen erlaubt, so zu leben, wie sie es verdienen", twitterte die deutsche Hilfsorganisation Sea-Watch. Das Personal der deutschen NGO soll nun befragt werden. Die Polizei ging nach der Landung der Migranten an Bord des Schiffes.

Sieben europäische Staaten - Italien, Deutschland, Malta, Frankreich, Portugal, Rumänien und Luxemburg - werden sich an der Aufnahme der Migranten beteiligen. Sea-Watch hatte die 47 Migranten am, 19. Jänner vor der libyschen Küste von einem Schlauchboot an Bord genommen. Die populistische Regierung in Rom hatte dem Schiff jedoch einmal mehr die Einfahrt in italienische Häfen verweigert.

Das Schiff wartete seit Freitag in Gewässern vor der sizilianischen Stadt Siracusa auf die Landung. Italien beharrte auf eine Einigung mit anderen europäischen Ländern auf einen Umverteilungsplan. Erst nach der Zusage der sechs EU-Länder gab Rom dann am Mittwoch gab Grünes Licht für die Landung der Migranten in Catania.

"Bann" für NGO-Schiffe

Kurz darauf kündigte der italienische Verkehrsminister Danilo Toninelli, der für die italienischen Häfen zuständig ist, einen "Bann" für NGO-Schiffe aus Gründen der öffentlichen Sicherheit an. Sea-Watch habe das internationale Seerecht nicht respektiert, kritisierte der Spitzenpolitiker der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung am Donnerstag in einem Radio-Interview. "Ist es normal, dass ein NGO-Schiff frei vor Libyen verkehrt und allein entscheidet, wohin die Migranten gebracht werden sollen?", so Toninelli. Die Crew der "Sea-Watch 3" hätte die Migranten nach Tunesien und nicht nach Sizilien führen sollen, sagte der Minister.

Innenminister Matteo Salvini urgierte unterdessen Ermittlungen gegen die deutsche NGO. "Italien ist nicht mehr bereit, Zufluchtsort aller Illegalen in Europa zu sein", erklärte Salvini am Mittwoch und begrüßte zugleich die Einigung mit den anderen sechs EU-Ländern zur Umverteilung der Migranten. "Endlich hat sich etwas bewegt", so der Innenminister.

Die römische Staatsanwaltschaft hat indes eine Untersuchung im Zusammenhang mit einem Schiffsunglück im Mittelmeer am 19. Jänner aufgenommen, bei dem 117 Migranten ums Leben gekommen sein sollen. Die Ermittlungen basieren auf Aussagen von drei Überlebenden des Unglücks. Die Staatsanwälte ermitteln wegen des Verdachts der unterlassenen Hilfeleistung, wie italienische Medien berichteten. Sie wollen die italienische Küstenwache zum Vorfall befragen.

Nach Angaben der drei geborgenen Überlebenden befanden sich insgesamt 120 Menschen auf dem in Seenot geratenen Schlauchboot, wie der Sprecher der Internationalen Organisation für Migration (IOM), Flavio Di Giacomo, erklärte. Seit die populistische Regierung in Italien die Häfen des Landes für Migranten weitgehend geschlossen hat, kommen immer weniger Migranten an, die zumeist in Libyen ablegen. Italien und die EU unterstützen die libysche Küstenwache dabei, Flüchtlinge wieder in das Bürgerkriegsland zurück zu bringen.