Er ist keiner, der sich vor Krisengebieten fürchtet. Der weiße Haarschopf des ORF-Korrespondenten auf dem Balkan und in der Ukraine weht, wo Konflikte eskalieren. Umso bemerkenswerter sein besorgter Brief an ORF-Intendant Alexander Wrabetz mit der Bitte um stärkere Unterstützung.

Auslöser war ein Internetportal, das Christian Wehrschütz als „Spion der Russen“ diffamierte – durch aus dem Zusammenhang gerissene Zitate, ohne dass je mit ihm gesprochen wurde. „Das kann wie ein FreibrieffürExtremisten wirken“, fürchtet Wehrschütz. Daher seine dringende Bitte an den ORF und die Regierung, Druck auf die Ukraine zu machen, damit dieser Eintrag vom Netz genommen wird.

Um Spionageverdacht zu erregen, genügt in der heutigen Ukraine die Ausübung des Journalistenberufs: Wehrschütz berichtet auch aus der russisch besetzten Ostukraine und von der Krim. Das stört extreme Nationalisten.

Um Akkreditierungen geht es in seiner zweiten Bitte: Die Ukraine stört der unermüdlich reisende Österreicher offenbar, das Akkreditierungsansuchen für das Kriegsgebiet blieb monatelang liegen und wurde schließlich abgelehnt. „Es ist ungemütlicher als unter Milo(s)evi(´c) 2000“, skizziert der Krisenerprobte die angespannte Lage.

Wehrschütz, der auch für die Kleine Zeitung schreibt, hofft, sein Schritt an die Öffentlichkeit könne ihn schützen. „Wenn wir uns zu weit hinauslehnen, kann das Reaktionen hervorrufen“, sollen alle wissen, die gewohnt sind, mit Gewalt auf unbequeme Berichterstattung zu reagieren.

Unnötig zu sagen, dass in dem Brief nichts von Rückzug aus der Region steht. „Sie sollen uns nur normal arbeiten lassen“, fordert er.