Ein Autofahrer in Frankreich ist bei einer Kundgebung der "Gelbwesten"-Bewegung tödlich verunglückt. Der Mann sei in der Nacht auf Sonntag mit voller Geschwindigkeit auf das Ende eines Staus aufgefahren, der sich vor einer Barrikade der Demonstranten nahe der südfranzösischen Stadt Arles gebildet hatte, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Der tödliche Unfall stehe in "direktem Zusammenhang" mit der Protestaktion, sagte der Staatsanwalt von Tarascon, Patrick Desjardins. Die Straßensperre habe einen zehn Kilometer langen Stau verursacht. Der Fahrer sei mit seinem Wagen auf einen Lkw aufgefahren und dann selbst von einem anfahrenden Auto gerammt worden. Der Aufprall sei "sehr massiv" gewesen, sagte der Staatsanwalt.

Am Samstag hatten landesweite Proteste der regierungskritischen Bewegung stattgefunden. In der Hauptstadt Paris schlugen sie in massive Gewalt um, bei der insgesamt 133 Menschen verletzt wurden. Außerdem wurden 412 Menschen festgenommen, von denen sich am Sonntag noch 378 in Polizeigewahrsam befanden. Insgesamt wurden laut Innenminister Christophe Castaner 3.000 Randalierer identifiziert.

Regierung setzt auf Härte

Die französische Regierung setzt nach den gewaltsamen Protesten auf Härte. Innenminister Castaner brachte die Verhängung des Ausnahmezustands ins Spiel, um die Sicherheitslage zu stabilisieren. Die Randalierer würden identifiziert und vor Gericht gestellt, warnte Präsident Emmanuel Macron. Innenminister Castaner ist zu allem bereit, um die Sicherheitslage zu stabilisieren. „Bei allem, was zu mehr Sicherheit führt, habe ich kein Tabu. Ich bin bereit, alles zu überprüfen“, so Castaner.

Massive Gewalt

Regierungssprecher Benjamin Griveaux schloss einen Politikwechsel aus und forderte die Franzosen auf, sich hinter die Sicherheitskräfte zu stellen. Die Proteste der "Gelbwesten"-Bewegung in Paris waren am Samstag in massive Gewalt umgeschlagen. In den Straßen im Stadtzentrum kam es zu chaotischen Szenen, als Randalierer Barrikaden errichteten, Autos anzündeten und Fensterscheiben einwarfen. Der Triumphbogen wurde mit Graffiti besprüht. Ordnungskräfte setzten Tränengas und Wasserwerfer ein. Rund 4.600 Polizisten waren im Einsatz. Am Samstagabend beruhigte sich die Lage wieder.

Krisensitzung

Macron berief für Sonntagmittag eine Krisensitzung im Elysee-Palast ein. Er übte scharfe Kritik an den gewalttätigen Kundgebungsteilnehmern. "Ich werde niemals Gewalt akzeptieren", sagte er bei einem Besuch in Buenos Aires. "Kein Anliegen rechtfertigt den Angriff auf Staatsvertreter, die Plünderung von Geschäften, die Bedrohung von Passanten und Journalisten und die Besudelung des Arc du Triomphe."

Klimagipfel abgesagt

Wegen der Ausschreitungen sagte Premierminister Edouard Philippe seine Reise zum Klimagipfel nach Polen ab. Er sprach von einem "selten erreichten Ausmaß der Gewalt". Die Demonstranten hätten "Symbole Frankreichs in Frage gestellt", den "Arc de Triomphe mit Graffiti besprüht" und "rund um das Grab des unbekannten Soldaten eine gewalttätige Demonstration" organisiert. Dies sei "schockierend".

Die "Gelbwesten" fordern im Zuge ihrer Proteste unter anderem Steuersenkungen sowie eine Anhebung von Mindestlöhnen und Pensionen. Präsident Macron hat zugesagt, die umstrittene Ökosteuer auf Diesel an den Kraftstoffpreis anzupassen. Das geht den Aktivisten, die sich über die sozialen Netzwerke organisieren, aber nicht weit genug.