Horst Seehofer will seine eigene Erklärung erst in der kommenden Woche abgeben. Doch aus der CSU drang am Sonntag, dass Seehofer zu Beginn des nächsten Jahres als Parteichef und in Folge auch als Deutscher Innenminister abtreten will. Damit endet eine politische Laufbahn, die mit ihrer Fülle an Ämtern wohl beispiellos sein dürfte - die aber gerade in jüngster Zeit für viele Reibereien stand.

Seehofer will Platz für eine Erneuerung in der CSU machen, wie er selbst laut Teilnehmern sagte. Noch nach der Wahlpleite der CSU bei der Landtagswahl vor einem Monat hatte er wenig selbstkritisch geklungen und betont, er wolle die "politische Familie" der CSU zusammenhalten.

Von der Partei gedrängt

Doch seither machten ihm so viele aus der Familie klar, dass sie in ihm nicht mehr das Oberhaupt sehen, dass nun für den scheinbar ewigen Seehofer doch Schluss ist. So auch am Sonntag: Da machte Seehofer im Spitzenkreis zunächst keine Anstalten, seine Zukunft bald zu erläutern. Doch die Spitzenvertreter seiner Partei drängten ihn dazu.

Einen "typischen Seehofer" hinterließ der 69-jährige Ingolstädter allerdings auch in seiner internen Rückzugsankündigung. Er nannte kein genaues Datum dafür. Wie Teilnehmer berichteten, habe er von Wochen gesprochen, nicht von Monaten. Die CSU-Spitzen hörten dann Januar oder Februar heraus.

Mit allen Wassern gewaschen

Seehofer ist halt ein mit allen Wassern gewaschener Vollblutpolitiker und gewiefter Stratege mit jahrzehntelanger Erfahrung auch auf dem bundespolitischen Parkett. Zunächst schlug der 1949 in Ingolstadt geborene Sohn eines Lkw-Fahrers eine Verwaltungslaufbahn ein, 1971 trat der selbsternannte "Erfahrungsjurist" dann in die CSU ein, neun Jahre später wurde er erstmals in den Bundestag gewählt und begann damit eine fast 40 Jahre währende Karriere als Berufspolitiker.

Von 1992 bis 1998 diente Seehofer als Gesundheitsminister unter Helmut Kohl (CDU), in der ersten Großen Koalition unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) war er Agrarminister. 2008 wurde Seehofer bayerischer Ministerpräsident, 2013 gewann er für die CSU die verlorene absolute Mehrheit zurück. Die Münchner Staatskanzlei verließ er im März dieses Jahres auch auf Betreiben von Markus Söder, um nach Berlin zu gehen.

Dafür ließ sich Seehofer das größte Ministerium auf den Leib schneidern, das es je gab: neben dem Inneren ist er für Bau und die noch im Aufbau befindliche Abteilung Heimat zuständig, Herr über acht - männliche - Staatssekretäre und rund 1500 Mitarbeiter.

Sofortiger Rücktritt als Innenminister gefordert

Die deutsche Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt hat Innenminister Horst Seehofer zum sofortigen Rücktritt aufgefordert. Jeder Tag, an dem Seehofer weiter Innenminister bleibe, sei ein Tag zu viel", sagte sie dem "Tagesspiegel" laut Voraus-Bericht. "Wenn es um die Innere Sicherheit in unserem Land geht, darf es keine weitere Hängepartie geben."

Seehofers Politik der Ausgrenzung und Spaltung sei "ein Sicherheitsrisiko" für die Gesellschaft. "Er sollte umgehend auch als Innenminister zurücktreten und nicht noch weitere Monate im Amt bleiben."

Krach mit Merkel

Kritiker werfen ihm vor, er sei mit dem Mammuthaus überfordert. Im Juni kochte der Skandal um offenbar zahlreiche fehlerhafte Asylbescheide der Bremer Außenstelle des Bamf hoch. Von viel Kritik begleitet war auch sein wochenlang unveröffentlichter "Masterplan" zur Migration.

Im Frühsommer eskalierte dann der Streit zwischen Merkel und Seehofer über die Flüchtlingspolitik derart, dass sogar ein Bruch der jahrzehntealten Union aus CDU und CSU im Raum stand. Auf dem dramatischen Höhepunkt bot Seehofer seinen Rücktritt an, um dies wenig später wieder zurückzunehmen. Der "Rücktritt vom Rücktritt" gilt als strategischer Fehler.

Wochenlang hielt dann der Streit um Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen und dessen Äußerungen zu Chemnitz das politische Berlin in Atem. Hier zeigte Seehofer, dass ihn womöglich sein politischer Instinkt verlassen hatte. Denn nachdem er wochenlang gegen alle Kritik zu Maaßen hielt, musste er ihn vergangene Woche doch entlassen - ein früher harter Schnitt hätte ihm viel Ärger auch innerhalb der CSU erspart.