Das sei "sehr beleidigend", schrieb US-Präsident Donald Trump auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Frankreichs Staatschefs Emmanuel Macron hatte am Dienstag in einem Radio-Interview die Gründung einer europäischen Armee vorgeschlagen.

Trump nimmt in Paris an den Gedenkfeiern zum Ende des Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren teil. "Vielleicht sollte Europa erst einmal seinen fairen Anteil an der NATO zahlen, die von den USA in hohem Maße subventioniert wird", twitterte Trump. "Wir brauchen ein Europa, das sich selbst verteidigen kann, ohne sich völlig auf die USA zu verlassen", sagte er dem Rundfunksender Europe 1. Dabei deutete er unter Berufung auf allgemeine Sicherheitsbedrohungen an, dass sich Europa vor den USA, China und Russland schützen müsse.

"Armee der Europäer"

Macron hatte vor einem Jahr bereits eine militärische Eingreif-Initiative angeschoben, die trotz deutscher Bedenken außerhalb der EU-Strukturen angesiedelt wurde und der inzwischen neun Staaten - darunter Deutschland - angehören. In deutschen Militärkreisen wächst allerdings das Misstrauen, dass Frankreich mit der Initiative vor allem eigene Interessen in Afrika verfolgt und damit NATO und EU umgehen will. Deutschlands Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen erklärte stets, sie strebe langfristig eine "Armee der Europäer" an.

Europa und die USA streiten seit Monaten über die finanzielle Ausstattung der NATO. Trump beschuldigt die Europäer, zu wenig für das Militärbündnis zu tun. Trump und seine Frau Melania nehmen am Sonntag in Paris an der Gedenkveranstaltung zum Ende des Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren teil. Es ist Trumps erste Auslandsreise nach den Kongresswahlen. Geplant sind unter anderem ein Besuch amerikanischer Kriegsgräberstätten in Belleau Wood östlich von Paris und Surenes im Westen.

Dutzende Staats- und Regierungschefs aus aller Welt

Bei Gesprächen im Elysee-Palast dürfte es unter anderem über die Sorgen der Europäer angesichts der Pläne Trumps gehen, sich aus dem INF-Abrüstungsabkommen von 1987 zurückzuziehen, das den Verzicht auf landgestützte Atomraketen und Marschflugkörper mit einer Reichweite zwischen 500 und 5500 Kilometern vorsieht. Die USA und Russland werfen sich seit mehreren Jahren vor, den INF-Vertrag zu verletzen. Macron sagte in dem Interview, Europa und seine Sicherheit seien das "größte Opfer" bei einem US-Rückzug aus dem Vertrag.

Zu der großen Zeremonie am Triumphbogen wollen Dutzende Staats- und Regierungschefs aus aller Welt kommen, auch Bundespräsident Alexander van der Bellen und Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie der russische Präsident Wladimir Putin. Dabei könnte es zu einem kurzen Gespräch Trumps mit Putin kommen, bevor die beiden Staatschefs zu einem Treffen beim G-20-Gipfel in Buenos Aires zusammenkommen dürften.