Wie lässt sich der Ausgang der "Midterm Elections" in den USA bewerten? Was folgt daraus für die kommenden zwei Jahre bis zur Präsidentschaftswahl 2020? Darüber sprachen USA-Experten am Mittwochabend im ORF. Hier die wichtigsten Stellungnahmen.

Politologe Reinhard Heinisch: Die Speckgürtel waren das Zünglein an der Waage. Die Wähler in den Vorstädten waren angewidert von der Politik Donald Trumps. Es gibt aber eine konservative weiße Wählerschaft, die Angst hat, zu einer Minderheit in den USA zu werden. Die fühlen sich bedroht, das kann Trump ausnützen. Bei den Demokraten haben die linkeren, schrägeren Kandidaten verloren. Die gemäßigten haben gewonnen, sind aber in der eigenen Partei oft ungeliebt. Es wird sehr schwierig für die Demokraten, sich auf einen Präsidentschaftskandidaten zu einigen.

Politologe Ralph Gert Schöllhammer: Das Wahlergebnis ist für Trump ein blaues Auge, er verlor weniger als andere amtierende Präsidenten. Es gibt eine Trump-Basis, die besteht. Es ist ihm geklungen, das angekündigte Desaster zu vermeiden. Hoffentlich können die Demokraten der Versuchung widerstehen, jetzt einen Untersuchungsausschuss nach dem anderen loszutreten.

Eva Nowotny (ehemalige Botschafterin in den USA): Die Polarisierung ist nicht von Trump erfunden worden, diese Geschichte geht länger zurück. Im Wahlresultat zeigt sich die unglaubliche Diversität dieses Landes. Die Trennlinien sind so groß geworden, dass man sich fragen muss, ob ein gesamtgesellschaftlicher Zusammenhalt wieder herstellbar ist. Es gibt nun das bunteste Abgeordnetenhaus, das wir in der Geschichte der USA je gesehen haben: viele Frauen, Farbige, zum ersten Mal auch Indigene. Das wird den Kongress verändern, diese Leute haben einen anderen Zugang zu sozialpolitischen Fragen. Das Vorwahlsystem begünstigt „extreme“ Kandidaten.

Andreas Pfeifer (ORF-Korrespondent USA): Beiden Lagern ist es gelungen, zu mobilisieren. Es besteht durchaus eine politische Leidenschaft. Trump, dieser Mann von schockierender Außergewöhnlichkeit, wird von einem Prozess der Normalisierung eingeholt. Damit kann jetzt ein neues Kapitel im politischen Diskurs der USA beginnen, hoffentlich mit mehr Dialog. Die Demokraten haben es aber noch nicht geschafft, die politische Mitte neu zu besiedeln. Das wird für einen Erfolg bei der Präsidentschaftswahl 2020 notwendig sein.