Auch nach der Festnahme und Anklage eines Verdächtigen in der US-Paketbombenserie sind weiter viele Fragen offen. Nach wie vor gibt es von offizieller Seite auch keine Hinweise auf ein mögliches Motiv. Dafür sei es „zu früh“, wie der Chef der US-Bundespolizei, Christopher Wray,  dazu sagte. US-Justizminister Jeff Sessions hielt sich in der Frage nach dem Motiv bisher zurück und sagte dazu kryptisch, dass Politik wohl eine Rolle gespielt habe und sich der Verdächtige wohl als „Partisane“ betrachtet habe.

Fanatischer Trump-Fan

Noch ist nicht allzu viel über den am Freitag festgenommene Cesar Altieri Sayoc aus Florida bekannt, er soll die mindestens 13 Rohrbomben an prominente Kritiker von US-Präsidenten Donald Trump verschickt haben soll. Diverse Indizien deuten darauf hin, dass der Verdächtige ein fanatischer Anhänger des US-Präsidenten ist. Auf Konten in den Onlinenetzwerken, die offenbar von dem 56-Jährigen stammen, wird Trump gepriesen und gegen dessen politische Gegner agitiert.

Der Lieferwagen ist mit zahlreichen Aufklebern mit politischen Inhalten übersäht
Der Lieferwagen ist mit zahlreichen Aufklebern mit politischen Inhalten übersäht © (c) APA/AFP/WPLG/JOSE ROMERO (JOSE ROMERO)

Sayoc war in einem Lieferwagen unterwegs, der offenbar großflächig mit Aufklebern politischen Inhalts zugekleistert war. Auf Fotos in den Onlinenetzwerken, die das von der Polizei beschlagnahmte Fahrzeug zeigen sollen, sind diese Aufkleber zu sehen - sie werben für Trump und prangern die oppositionellen Demokraten an.

Auf einer der Scheiben kleben etwa Fotos von Ex-Präsident Barack Obama und der ehemaligen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. Sie tragen Zielscheiben auf den Gesichtern. Auch ein Aufkleber mit dem Spruch "CNN ist zum Kotzen" gehört zum Dekor. Obama, Clinton und der Trump-kritische Fernsehsender gehörten zu den Briefbomben-Adressaten.

Ein Foto von Sayoc bei Facebook zeigt ihn mit einer roten Kappe mit dem Trump-Slogan "Macht Amerika wieder großartig". In einer Twitter-Botschaft im Juni, die offenbar von Sayoc stammt, wird Trump zum Geburtstag gratuliert und der Präsident aufgefordert, das "fantastische" Projekt des Mauerbaus an der Grenze zu Mexiko voranzutreiben.

Im Konflikt mit dem Gesetz

Debra Gureghian, Managerin einer Pizzeria in Fort Lauderdale, in der Sayoc früher arbeitete, beschreibt ihn als "durchgeknallt". Sayoc sei "sehr wütend" auf die Welt gewesen - auf "Schwarze, Juden, Schwule", sagte sie der Zeitung "Washington Post".

Das FBI stieß durch einen Fingerabdruck auf Sayoc, der auf einem der Briefumschläge mit den Sprengsätzen gefunden worden war. Sayoc war in früheren Jahren schon mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geraten. So wurde er wegen einer Bombendrohung gegen seinen Stromversorger zu einer einjährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Festgenommen wurde er auch wegen Diebstahls und häuslicher Gewalt.

Über Sayocs Lebenslauf ist bisher wenig bekannt. Die biografischen Angaben auf seinen mutmaßlichen Onlinekonten sind nicht unbedingt zuverlässig. Demnach soll Sayoc früher "professioneller Fußballspieler, Ring- und Käfigkämpfer" gewesen sein, aber auch Tiermedizin studiert haben. Auch soll er zumindest teilweise philippinischer Herkunft sein, sein Großvater sei dort ein "berühmter Chirurg" gewesen.

Andererseits wird Sayoc in diesen Darstellungen mit dem Indianerstamm der Seminoles in Verbindung gebracht. Er habe in einem von den Seminoles betriebenen Hotel-Kasino gearbeitet. Der Stamm teilte jedoch mit, er habe "keine Belege" dafür, dass Sayoc dort tätig gewesen und Stammesmitglied sei.

Trump weist Kritik zurück

US-Präsident Donald Trump selbst weist unterdessen weiter den Vorwurf zurück, er könne den Verdächtigen durch seine aggressive Rhetorik zu den Taten motiviert haben. Ihn treffe keine Schuld, auch wenn der Mann offenbar ein Unterstützer seiner Politik sei, sagte der US-Präsident, der gleichzeitig den Versand von Briefbomben an mehrere seiner Kritiker als „Terrorakte“ verurteilte.

Auf die Frage, ob er etwas an seiner Rhetorik ändern wolle, sagte er zwar, er habe seinen Ton bereits abgemildert. Bei einer Wahlkampfveranstaltung attackierte Trump wenig später allerdings erneut die Medien und die oppositionellen Demokraten scharf. Trump wirft diesen unter anderem vor, aus den Taten politisches Kapital gegen ihn und die Republikaner schlagen zu wollen.

Donald Trump bleibt auch nach dieser Bombenserie weiterhin aggressiv im Ton, wenn es um seine Gegner geht
Donald Trump bleibt auch nach dieser Bombenserie weiterhin aggressiv im Ton, wenn es um seine Gegner geht © (c) AP (Chuck Burton)

Die US-Öffentlichkeit hofft nun gespannt darauf, dass die Ermittlungsbehörden schon bald mehr Aufklärung über diesen in vielerlei Hinsicht noch mysteriösen Mann schaffen. Klar ist aber bereits, dass ihm jahrzehntelange Haft droht. Sayoc wurde bereits formell mehrerer schwerer Verbrechen beschuldigt, darunter "Angriffe" auf frühere Regierungsvertreter. Seine absehbare Maximalstrafe beläuft sich laut Justizministerium auf 48 Jahre.