Journalistenorganisationen haben US-Präsident Donald Trump scharf dafür kritisiert, dass er einen Kongressabgeordneten für den gewaltsamen Übergriff auf einen Journalisten gelobt hat. Das komme dem Bejubeln eines Verbrechens durch jemanden gleich, der geschworen habe, die Gesetze zu achten, befand die "White House Correspondent's Association", eine Vereinigung von Journalisten in Washington.

Trump hatte den Abgeordneten Greg Gianforte am Vorabend mit den Worten gepriesen: "Jeder Typ, der einen Bodyslam machen kann, ist jemand, den ich schätze." Gianforte hatte einen Journalisten der britischen Zeitung "The Guardian" im Mai 2017 am Hals gepackt, zu Boden geschleudert und ihn geschlagen. Ein Gericht verurteilte ihn deswegen zu Sozialstunden und einer Geldstrafe. Er zahlte zudem 50.000 US-Dollar an eine Journalistenorganisation.

Auch das Komitee zum Schutz von Journalisten (Committee to Protect Journalists) kritisierte Trumps Lob für den Abgeordneten. In einer Zeit, in der Journalisten auf der ganzen Welt getötet und eingesperrt würden, sei das ungehörig, erklärte der Geschäftsführer des Komitees, Joel Simon, auf Twitter.

Haft auf Bewährung

Gianforte war 2017 Kandidat für eine Teilwahl in Montana, als er in einen Streit mit Jacobs geriet und diesen zu Boden warf. Er wurde dennoch gewählt, aber zu sechs Monaten Haft auf Bewährung, 40 Stunden gemeinnütziger Arbeit, 20 Stunden Stressbewältigungstraining und den Gerichtskosten verurteilt. Der Fall sorgte landesweit für Schlagzeilen.

Der Chefredakteur des "Guardian" in den USA, John Mulholland, reagierte empört auf Trumps Äußerungen. "Einen Angriff auf einen Journalisten zu feiern, der einfach seinen Job gemacht hat, ist ein Angriff auf den ersten Zusatzartikel (der US-Verfassung) durch jemanden, der einen Eid auf dessen Verteidigung geschworen hat", sagte Mulholland mit Blick auf den Zusatzartikel, der die Freiheit der Presse garantiert.

"Vor allem nach dem Mord an dem saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi lädt das zu Angriffen auf Journalisten hier und in aller Welt ein, wo sie oft weitaus größeren Bedrohungen ausgesetzt sind".

Khashoggi wurde - bisher lassen die Indizien keinen anderen Schluss zu -  im saudiarabischen Konsulat in Istanbul ermordet. Trump sagte am Donnerstag, er gehe davon aus, dass der Journalist tot sei. Sollte sich der Verdacht bestätigen, müsse die US-Reaktion gegenüber Saudi-Arabien "sehr streng" ausfallen. In den vergangenen Tagen hatte Trump aber wiederholt die Bedeutung der Partnerschaft zu dem Königreich und der milliardenschweren US-Rüstungsexporte in das Land betont. Der US-Präsident wirft Medien immer wieder vor, falsche Nachrichten zu verbreiten.