Der in der Türkei seit zwei Jahren festgesetzte US-Geistliche Andrew Brunson kommt frei. Ein Gericht in Aliaga ordnete am Freitag die Aufhebung des Hausarrestes des evangelikalen Pfarrers an.

Das Gericht in Aliaga bei Izmir verhängte zwar am Freitag eine Haftstrafe von drei Jahren und einem Monat für die Unterstützung einer Terrororganisation. Wegen der abgeleisteten Untersuchungshaft und seines guten Verhaltens während des Verfahrens wurde Brunson jedoch freigelassen.

Die türkische Staatsanwalt hatte am Freitag die Aufhebung justizieller Auflagen gegen Brunson gefordert. Brunsons Anwalt hatte zuvor gesagt, dieser Schritt würde bedeuten, dass der evangelikale Pfarrer mit sofortiger Wirkung das Land verlassen dürfe.

Wie der staatliche Fernsehsender TRT Haber am Freitag meldete, forderte die Anklage zugleich bis zu zehn Jahren Haft für den Geistlichen, dessen Inhaftierung zu einer schweren Krise zwischen der Türkei und den USA geführt hat. In dem Fall wird noch am Freitag eine Entscheidung erwartet.

Seit zwei Jahren unter Hausarrest

Brunson steht seit zwei Jahren unter Hausarrest in der Türkei. Ihm wird Terrorismus vorgeworfen. Seine Festsetzung belastet das Verhältnis zu den USA stark.

Der US-Sender NBC hatte zuvor unter Berufung auf hochrangige Regierungsvertreter von einer "geheimen Vereinbarung" berichtet, die den Weg für die Freilassung Brunsons und dessen Rückkehr in die USA ebne.

Brunson war im Oktober 2016 wegen Terrorvorwürfen in der Türkei festgenommen und wenig später in Untersuchungshaft genommen worden. Ende Juli hatte ein Gericht die Haft in Hausarrest umgewandelt. Der Fall hatte eine schwere Krise zwischen den NATO-Partnern USA und Türkei ausgelöst. Um Brunson freizubekommen, hatten die USA im August Sanktionen und Strafzölle gegen die Türkei verhängt. Die türkische Landeswährung Lira brach daraufhin auf historische Tiefstände ein.

Vor der Fortsetzung des Prozesses hatte Brunsons Anwalt Ismail Cem Halavurt der Deutschen Presse-Agentur gesagt, er erwarte, dass der Hausarrest aufgehoben werde und sein Mandant ausreisen dürfe. Am Mittwoch hatte US-Außenminister Mike Pompeo gesagt, er sei sehr zuversichtlich, dass Brunson in Kürze in die USA zurückkehren könne.

NBC berichtete, die Einzelheiten der Vereinbarung seien unklar. Mit dem Fall vertraute Personen sagten aber, sie beinhalte eine Zusage der USA, wirtschaftlichen Druck von der Türkei zu nehmen. Die Regierung von Präsident Donald Trump sei allerdings nicht vollständig überzeugt davon, dass die Türkei der Vereinbarung folgen werde. Grund dafür sei, dass die Regierung in Ankara bereits vor Monaten kurz vor einer entsprechenden Zusage gestanden habe. Allerdings hat sich die wirtschaftliche Lage in der Türkei seitdem deutlich verschlechtert.

Vergangene Woche hatte Brunsons Anwalt beim Verfassungsgericht in Ankara Einspruch gegen den Hausarrest und die Ausreisesperre eingelegt. Er bezeichnete diese als "rechtswidrig". Brunson war vor seiner Festnahme Pastor in einer evangelikalen Kirche in Izmir. Trump - der Brunson eine "patriotische Geisel" nannte - hat mehrfach persönlich die Freilassung des Pastors gefordert.

Nauert verwies am Donnerstag darauf, dass nicht nur Brunson in der Türkei festgehalten werde. Der NASA-Wissenschaftler Serkan Gölge - ein US-Staatsbürger - sowie einheimische Mitarbeiter von diplomatischen Vertretungen der USA seien in der Türkei inhaftiert. Die US-Regierung kümmere sich um alle diese Fälle.