Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist auf Staatsbesuch in Berlin und wünscht sich einen "Neustart" der Beziehungen zu Deutschland. Erdogan wird mit allen protokollarischen Ehren empfangen - und mit Protesten auf der Straße.

Zum offiziellen Auftakt in Deutschland empfängt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den türkischen Staatschef am Freitag mit militärischen Ehren. Später gibt es ein Mittagessen mit Kanzlerin Angela Merkel und abends ein Staatsbankett. Zahlreiche Oppositionspolitiker haben ihre Teilnahme an dem Bankett aus Protest gegen Erdogan abgesagt.

Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte überzogene Erwartungen gedämpft und gesagt, der Besuch sei kein Ausdruck von Normalisierung der Beziehungen, könne aber ein Anfang sein. In Berlin sind mehrere Demonstrationen angekündigt, die sich vor allem gegen die Inhaftierung von Journalisten und Regimegegnern in der Türkei wenden.

Umstrittener Gruß

Indes wird in deutschen Medien bereits heftig diskutiert, ob Erdogan am Tag der Ankunft in Deutschland bereits provozierte: "Kaum waren er und Gattin Emine (63) aus ihrem Regierungs-Airbus A 340 und in die schwarze Staatslimousine (Mercedes Maybach S-Klasse) gestiegen, reckte Erdogan die rechte Hand zum Gruß der islamistischen Muslim-Brüder. Eine Provokation – gegen westliche Werte und Demokratie!", schreibt die "Bild"-Zeitung. Und weiter: "Erdogan verhöhnt Deutschland mit Islamisten-Gruß".

Die Kritik an Erdogans Staatsbesuch ist groß. Mehrere Abgeordnete verschiedener Parteien erklärten, nicht am Staatsbankett am Freitag teilzunehmen.

Mit allen militärischen Ehren empfangen
Mit allen militärischen Ehren empfangen © APA/AFP/ADAM BERRY

Grünen-Mann Cem Özdemir nimmt am Bankett teil: Deutschland müsse Erdogan zeigen, dass hier auch oppositionelle Kräfte sprechen dürfen und gehört werden. “Erdogan muss es aushalten, dass einer seiner Kritiker da ist. In der Türkei kann er sie mundtot machen, hier nicht”, sagte der Grünen-Politiker.