Nach den hochemotionalen Anhörungen des Juristen Brett Kavanaugh und der Psychologieprofessorin Christine Blasey Ford vor dem Justizausschuss des US-Senats drängen die Republikaner auf eine schnelle Entscheidung über ihren Richterkandidaten."Wir werden am Vormittag abstimmen und wir werden fortschreiten", sagte der Republikanerchef im Senat, Mitch McConnell, am Donnerstagabend (Ortszeit).

Die Sitzung des Justizausschusses des Senats soll am Freitag um 15.30 Uhr MESZ beginnen. Danach muss auch der Senat insgesamt über die Berufung Kavanaughs an den Supreme Court abstimmen, dafür ist aber noch kein Termin angesetzt.

Emotionale Anhörung

Am Donnerstag schilderte die Psychologie-Professorin Christine Blasey Ford am Mittwoch vor dem US-Senat in Washington, wie Brett Kavanaugh, der Richter, den sich US-Präsident Donald Trump im US-Höchstgericht wünscht, vor 35 Jahren versucht habe, sie zu vergewaltigen. Sie sei sich "zu 100 Prozent sicher", dass er es damals war. Er habe ihr "den Mund zugehalten", sei aber so betrunken gewesen, dass sie sich befreien konnte.

Nach ihrem Auftritt nahm Kavanaugh vor den Senatoren Platz und nahm zu den Vorwürfen Stellung. Er zeigte sich empört über "die nationale Blamage" und den "Zirkus", der in den letzten Wochen veranstaltet worden war. Nach seinem 45-minütigen Statement wurde Kavanaugh im Senat befragt. Er zeigte sich phasenweise wütend über die Fragen demokratischer Senatoren und wirkte teils eingeschnappt.

Wenige Augenblicke nach der Anhörung, die bis in den Abend dauerte, meldete sich Trump via Twitter zu Wort. Er sprach Kavanaugh erneut sein Vertrauen aus, dessen Aussagen seien fesselnd und aufrichtig gewesen. „Richter Kavanaugh hat Amerika genau gezeigt, warum ich ihn nominiert habe“, twitterte Trump. Der Justizausschuss entscheidet voraussichtlich bereits heute, Freitag, ob über die Ernennung im gesamten Senat abgestimmt wird. Die Demokraten fordern eine vorherige Untersuchung der Vorwürfe durch das FBI.

So verlief die Anhörung im Senat 

Es ist Donnerstag Vormittag hier in Washington D.C. und alles schaut zum Capitol, wo heute die Anhörung von US-Präsident Donald Trumps Kandidaten für einen Posten am Höchstgericht und jener Frau stattfindet, die ihm eine versuchte Vergewaltigung vor 35 Jahren vorwirft.

Christine Blasey Ford hat Platz genommen, das Hearing beginnt. Zum Ablauf: Die Republikaner im Ausschuss wollen ihre Fehler aus dem letzten Hearing dieser Art im Jahr 1991 nicht wiederholen und verzichten auf die direkte Befragung von Ford. Ihre Fragezeit haben sie einer Staatsanwältin aus Arizona übertragen, die auf sexuelle Straftaten spezialisiert ist. Die Strategie der Republikaner: Die Anschuldigungen sollen, wie in einem Gerichtsverfahren, überprüft werden.

Rachel Mitchell, die Staatsanwältin, sitzt Ford gegenüber und hört ihr genau zu.

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Die Strategie der Demokraten ist eine andere. Sie wollen mit der möglichst behutsamen Befragung von Ford die Glaubwürdigkeit von Kavanaugh untergraben.

Ford hat ihren Schwur abgelegt, die Wahrheit zu sagen, und beginnt nun mit ihrem Eröffnungsstatement. Sie wolle nicht hier sein, "ich habe panische Angst", aber es sei ihre "Bürgerpflicht", hier auszusagen.

Sichtlich nervös und mit leicht zitternder Stimme erzählt die heutige Professorin, was damals vor 35 Jahren vorgefallen war. Sie sei bei einer Highschool Party im Sommer gewesen, leider könne sie sich nicht mehr an die Adresse erinnern, "aber an alle anderen Details dieser Nacht kann ich mich detailreich erinnern", erklärte sie. "Diese Erinnerungen verfolgen mich bis heute."

"Er hat mir den Mund zugehalten"

Sie schilderte, wie sie damals auf die Toilette im ersten Stock wollte und von hinten in ein Schlafzimmer geschubst wurde - von Kavanaugh. Dieser habe sie aufs Bett geworfen, sich auf sie gelegt und versucht, sie auszuziehen. "Er hatte damit sichtlich Probleme, er war stark betrunken", erzählt Ford mit zitternder Stimme. Sie sei damals davon ausgegangen, dass Kavanaugh sie vergewaltigen werde. Sie habe zu schreien versucht, in der Hoffnung, die Partygäste auf sich aufmerksam zu machen. "Dann hat er meinen Mund mit seiner Hand zugehalten", erzählt Ford mit zitternder Stimme. "Diese Geste hat mich mein Leben lang nicht mehr losgelassen."

Der andere junge Mann, der damals auch im Zimmer war, habe ihr nicht geholfen. Dieser sei dann auf die beiden aufgesprungen, was die beiden betrunkenen Buben vom Bett fallen hatte lassen. Ford habe sich daraufhin losreißen können und habe sich in eine Toilette eingesperrt. Die beiden jungen Männer seien daraufhin lachend die Stiegen hinuntergegangen.

Vor dem Gebäude, in dem die Anhörung stattfindet, haben sich Demonstranten eingefunden.
Vor dem Gebäude, in dem die Anhörung stattfindet, haben sich Demonstranten eingefunden. © APA/AFP/JOSE LUIS MAGANA

Verwechslung?

Die Staatsanwältin beginnt ihre Befragung von Ford, immer wieder schalten sich auch Senatoren mit ihren Fragen ein. Eine davon lautet: Könnte es nicht sein, dass ihr Angreifer ein anderer war. Nein, es bestehe kein Zweifel daran, dass es sich damals um Kavanaugh gehandelt habe. Besonders schlimm sei aber das Lachen gewesen. "Kavanaugh und sein Freund im Raum haben beide gelacht, sie hatten eine gute Zeit", sagt Ford, die nun mit Tränen kämpft.

Nach einer kurzen Pause setzt die Staatsanwältin ihre Befragung fort. Es geht um Details der damaligen Zeit und um die Art, wie Ford ihre Anschuldigungen öffentlich gemacht hat. Die Senatoren konzentrieren sich hingegen mehr auf die Glaubwürdigkeit ihrer Aussagen.

Wann kommt Kavanaugh?

Mit Spannung wird der zweite Teil der Befragung erwartet. Dann wird der nun schwer beschuldigte Kavanaugh vor dem Ausschuss Platz nehmen und zu den Vorwürfen Stellung nehmen. Bisher hat der Richter alle Anschuldigungen - nicht nur jene von Ford - zurückgewiesen. Nach der Mittagspause sind noch sechs Senatoren mit ihren Fragen dran, bevor Ford die Anhörung verlassen darf.

Die Staatsanwältin befragt Ford in einem Stil, der sehr an ein Strafverfahren erinnert. Das dürfte beabsichtigt sein, wollen die Republikaner doch zeigen, dass die Vorwürfe gegen ihren Kandidaten nicht beweisbar sind. Demokratischen Senatoren haben das bereits kritisiert. Vier Stunden nach Beginn der Anhörung darf Ford den Saal verlassen.

Nun wartet alles gespannt auf den Auftritt von Kavanaugh, nach 45 Minuten geht es weiter.

Wütender Kavanaugh sagt aus

Kavanaugh hat den Saal betreten und beginnt mit einem wütenden Statement. Die letzten Tage seien eine "nationale Blamage" gewesen, dieser "Zirkus" und diese Besudelung seines Namens seien nicht hinnehmbar. Seine Familie und seine Freunde würden leiden und die Vorwürfe seien haltlos. "Ihr könnt mich für dieses Amt verhindern, aber ihr werdet mich nie dazu bringen, aufzugeben."

Er habe nie jemanden sexuell belästigt, die Vorwürfe seien falsch und nicht haltbar. Seine Stimme bricht immer wieder ab, er kämpft phasenweise mit Tränen. Nach seinem 45-minütigen Statement, das er mehrfach unterbrach, begannen die Senatoren mit ihren Fragen.

Hitzige Anhörung

Kavanaugh verneinte alle Fragen der Staatsanwältin zu den Vorwürfen von Ford. Er habe sich nie auf sie gelegt, ihr den Mund zugehalten oder sonstige sexuelle Handlungen mit ihr gehabt. Vor allem die Fragen der demokratischen Senatoren beantwortete Kavanaugh sichtlich widerwillig.

Selten war eine Anhörung so hitzig. Kavanaugh widersprach teils deutlich, zeigte sich verärgert und aufgebracht. Mit Spannung wird zudem erwartet, wie Trump auf das Hearing reagieren wird.

Hitzig wurde es aber auch in den Reihen der Senatoren. Der Republikaner Lindsey Graham redete sich förmlich in Rage. Das Leben eines unschuldigen Mannes sei zerstört worden. "Das hier ist kein Bewerbungsgespräch, das ist die Hölle", polterte er. "Wenn Sie hier eine faire Anhörung wollen, dann sind Sie in der falschen Stadt zur falschen Zeit."

Republikanischer Senator Lindsey Graham
Republikanischer Senator Lindsey Graham © AP

Als es um die Trinkgewohnheiten von Kavanaugh geht, zeigt er sich eingeschnappt und will die Frage einer Senatorin nicht beantworten bzw. gibt sie zurück. "Ich habe kein Alkoholproblem, haben Sie eines?" Die Senatorin fordert ihn - wenig erfreut - auf, die Frage zu beantworten. Kavanaugh ist sichtlich wütend.