US-Präsident Donald Trump hat seine Rede vor den Vereinten Nationen mit einem Rundumschlag auf die internationale Politik begonnen. Er hat sich zunächst vor der versammelten Weltgemeinschaft mit seinen Erfolgen gebrüstet. Seine Administration habe in nur zwei Jahren so viel erreicht wie kaum je eine zuvor, sagt Trump und erhielt dafür eine weitumfassendes Lachen der Generalversammlung. Nach einem Loblied auf die amerikanische Ökonomie sprach er die Fortschritte in den Verhandlungen mit Nordkorea an und bedankte sich ausdrücklich bei Südkoreas Präsident Moon Jae In und bei Chinas Staatschef Xi Jinping.

Anschließend kritisierte er massiv den Iran. Das Regime in Teheran respektiere seine Nachbarn nicht und sei verantwortlich für den Terror in der Region und für das Blutvergießen in Jemen. Man könne nicht erlauben, dass der "weltweit größe Sponsor des Terrors" Rekaten besäße. Die Teheraner Führung sähe "Chaos, Tod und Zerstörung" und sei eine "korrupte Diktatur".

Iran "isolieren"

Die Staaten der Welt rief er auf, "das iranische Regime zu isolieren, solange seine Aggressionen andauern". Der US-Präsident verteidigte den einseitigen Rückzug der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran, an dem die EU festhält. Durch den wirtschaftlichen Druck solle der Regierung in Teheran die Gelder dafür verwehrt werden, "seine blutigen Absichten zu verfolgen", sagte Trump. Er betonte, am 5. November werde eine zweite Runde an Sanktionen wieder in Kraft treten. Die USA arbeiteten darauf hin, dass Länder, die Öl aus dem Iran importierten, diese Einfuhren "bedeutend" zurückfahren.

Sie respektiere weder Grenzen noch ihre Nachbarn, warf Trump der Regierung in Teheran vor. Sie habe sich auch dank des Atomabkommens selber bereichert. "Die Nachbarn des Iran haben einen hohen Preis bezahlt." Trump betonte, deshalb hätten so viele Länder in der Nahost-Region den Rückzug der USA aus dem Atomabkommen unterstützt. Die Vereinbarung habe der Führung in Teheran einen "Geldregen" beschert. Die Regierung habe die Mittel unter anderem dafür genutzt, atomwaffenfähige Raketen zu bauen und in Syrien und im Jemen ein "Gemetzel" anzurichten.

Trump hatte im Mai den einseitigen Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen verkündet, das den Iran am Bau einer Atombombe hindern soll. Damit traten bereits im August wieder US-Sanktionen gegen den Iran in Kraft. In einer zweiten Runde im November sollen dann besonders schmerzhafte Sanktionen wieder eingesetzt werden, mit denen Ölimporte anderer Länder aus dem Iran auf Null reduziert werden sollen. Die EU hält dagegen an dem Atomabkommen mit dem Iran fest.

Die Generalversammlung im Live-Stream

Der US-Präsident hat schon vor seiner Rede ein Treffen mit seinem iranischen Kollegen Hassan Rouhani vor einem Politikwechsel der Regierung in Teheran ausgeschlossen. Vorher werde er nicht mit der iranischen Führung zusammenkommen, sagte Trump bei seiner Ankunft in den Vereinten Nationen in New York. Der US-Präsident sprach von Sanktionen gegen den Iran "auf einem sehr massiven Niveau" und fügte hinzu, er gehe davon aus, dass die Regierung in Teheran keine Alternative zu einer Änderung ihrer Politik habe. Trump wiederholte, die iranische Führung wolle mit ihm zusammenkommen. Der Oberste Führer der Islamischen Republik, Ayatollah Ali Khamenei, hatte allerdings im vergangenen Monat Verhandlungen mit den USA ausdrücklich verboten. Trump hatte Ende Juli gesagt, er sei ohne Vorbedingungen zu einem Gespräch mit Rouhani bereit. "Ich freue mich darauf, eine großartige Beziehung zum Iran zu haben", sagte Trump am Dienstag. "Aber es wird nicht jetzt geschehen."

Rouhani will seine Rede bei der Vollversammlung später am Dienstag für eine Abrechnung mit der Iran-Politik Trumps nutzen. Trump hatte - nachdem er schon verspätet den Saal der UN erreichte seine Rede auf mehr als 20 Minuten ausgedehnt, obwohl für jeden Redner nur eine Viertelstunde vorgesehen ist.

Fortschritte mit Nordkorea

In den Verhandlungen mit Nordkorea über eine atomare Abrüstung sieht Trump große Fortschritte. Seit seinem Gipfeltreffen mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un im Juni habe sich viel bewegt, sagte Trump am Dienstag bei der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York. Es seien Fortschritte erreicht, die viele nicht für möglich gehalten hätten. Es flögen nicht mehr Raketen in alle Richtungen, Atomanlagen würden zum Teil bereits abgebaut. Trump dankte Kim für diese Schritte und für dessen "Mut". Er betonte zugleich, es gebe noch sehr viel zu tun.

Trump und Kim hatten sich am 12. Juni zu einem Gipfeltreffen in Singapur getroffen. Danach gerieten die Verhandlungen zwischen Washington und Pjöngjang ins Stocken, da Kim bisher keine konkreten Zusagen gemacht hatte, bis wann er die Atomwaffen und Langstreckenraketen des Landes abschaffen wolle. Bewegung brachte zuletzt ein Gipfeltreffen von Kim mit Südkoreas Präsidenten Moon Jae-in.

Der US-Präsident hatte zuvor gesagt, er erwarte "ziemlich bald" ein zweites Treffen mit Kim. Dieser habe ihn in einem "schönen Brief" um ein zweites Treffen gebeten, "und wir werden das machen". US-Außenminister Mike Pompeo hatte am Montag gesagt, dazu könne es möglicherweise noch in diesem Jahr kommen.

Zweite Rede vor der UN

Trump sprach zum zweiten Mal bei der UNO-Vollversammlung. Bei seiner Premiere im vergangenen Jahr hatte er Nordkorea mit Vernichtung gedroht und damit weltweit Kriegsängste geschürt. Kim bezeichnete er damals noch als "Raketenmann" ("rocket man"), der auf einer Selbstmordmission für sich und sein Regime sei.

Trump verteidigte vor der UNO-Vollversammlung außerdem seine "Amerika zuerst"-Politik. "Amerika wird Unabhängigkeit und Kooperation immer der Kontrolle und Dominanz der globalen Ordnung vorziehen", sagte er am Dienstag in seiner Rede vor Vertretern der 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen. "Ich erkenne das Recht jeder Nation in diesem Raum an, ihre eigenen Bräuche, Glaubensbekenntnisse und Traditionen zu praktizieren. Die Vereinigten Staaten werden euch nicht vorschreiben, wie ihr zu leben, zu arbeiten oder zu beten habt." Im Gegenzug erwarteten die USA aber, dass auch ihre Souveränität anerkannt werde. Trump hat seit Beginn seiner Amtszeit Anfang vergangenen Jahres mehrfach gegen internationale Abkommen verstoßen oder sie gebrochen und internationale Organisationen infrage gestellt.

Kritik an Deutschland

Trump hat seine massive Kritik an Deutschland wegen der Pipeline Nord Stream 2 bekräftigt, an deren Finanzierung auch die österreichische OMV beteiligt ist. Deutschland werde "total abhängig von russischer Energie werden, wenn es nicht sofort seinen Kurs ändert", sagte Trump.