So ein hochkarätiges Aufgebot hat es seit Langem nicht gegeben. Gleich mit Bundespräsident, Kanzler und Außenministerin wird Österreich bei der UN-Vollversammlung vertreten sein, die am Dienstag in New York startet. Alexander Van der Bellen will das Zeichen für das geeinte Auftreten des Landes in der Außenpolitik verstanden wissen, Sebastian Kurz die Gelegenheit nützen, den von Österreichs EU-Vorsitz initiierten „EU-Afrika-Gipfel“ vorzubereiten.

Die große Bühne gehört freilich einem anderen. Dieses Mal packt Donald Trump seine Fundamentalkritik allerdings in ein Kompliment. „Die Vereinten Nationen haben ein enormes Potenzial“, erklärte der US-Präsident am Wochenende in einer Videobotschaft: „Aber sie haben das nicht ausgefüllt.“ Tatsächlich hatte Trump die Vollversammlung im Vorjahr mit einer wilden Rede geschockt. Diesmal wird er das Treffen gleich mit drei Auftritten dominieren, und der Konfliktstoff ist noch brisanter geworden.

Der Präsident „will darüber sprechen, wie die Souveränität der USA verteidigt werden kann“, kündigte die amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley an: Im Mittelpunkt der Vollversammlung werden der Bürgerkrieg in Syrien, der Streit über das Iran-Atomabkommen und die Lage in Nordkorea stehen. Trump dürfte vor allem die von ihm erstmals geleitete Sitzung des UN-Sicherheitsrats am Mittwoch nutzen, um auch die übrigen Unterzeichnerstaaten zur Kündigung des Iran-Vertrags zu drängen. Zugleich wird er wohl seine angeblichen Erfolge bei der Denuklearisierung Nordkoreas anpreisen, dem er noch vor einem Jahr mit der „totalen Zerstörung“ gedroht hatte. „Ich bin sicher: Das wird die meistbeachtete Sitzung des UN-Sicherheitsrats in der Geschichte sein“, hat Haley vollmundig angekündigt.

Aus Teheran wurde der Konflikt am Sonntag weiter befeuert. „Amerika verhält sich wie ein Tyrann gegenüber dem Rest der Welt“, wetterte Präsident Hassan Rohani vor seinem Abflug nach New York. In seiner Rede vor den UN will er die USA und die Golfstaaten mitverantwortlich für den Anschlag auf eine Militärparade machen, bei dem in der iranischen Stadt Ahwas zwei Dutzend Soldaten starben.