Die mit "den Besatzern" vereinbarte Waffenruhe sei unter Vermittlung Ägyptens und der Vereinten Nationen erzielt worden, teilte Hamas-Sprecher Fawzi Barhoum in der Nacht auf Samstag über Twitter mit.

Als "Besatzer" bezeichnet die radikalislamische Palästinenserorganisation den israelischen Staat sowie dessen Behörden und Militär. Eine ähnliche Kampfpause war schon nach einer Eskalation vor einer Woche von Hamas-Seite erklärt worden, hatte aber keinen Bestand gehabt.

Eine israelische Armeesprecherin in Tel Aviv sagte, sie könne sich zu politischen Fragen nicht äußern. Gegenwärtig gebe es aber keine Angriffe mehr von israelischer Seite. Armeesprecher Jonathan Conricus teilte mit, seit Freitag seien 60 Ziele im Gazastreifen angegriffen und drei Hauptquartiere von Hamas-Bataillonen zerstört worden.

Gewaltwelle im Gazastreifen

Der Konflikt war am Freitag erneut gefährlich eskaliert. Militante Palästinenser verletzten an der Grenze einen israelischen Kampfsoldaten tödlich. Ein Armeesprecher sagte Journalisten, die Tötung des Soldaten sei etwas, das die Armee "nicht tolerieren kann". Es sei das erste Mal seit dem letzten Gaza-Krieg im Jahr 2014 gewesen, dass ein israelischer Soldat bei einem Militäreinsatz in oder um Gaza starb.

Nach Medienberichten feuerten militante Palästinenser zudem erneut mehrere Raketen und Mörsergranaten auf israelisches Gebiet. Augenzeugen berichteten auch über brennende Drachen, die als Brandherd über den Grenzzaun geschickt wurden. Die Einwohner entlang des Gazastreifens wurden aufgerufen, sich in der Nähe von Schutzräumen aufzuhalten.

Israelische Kampfjets und Panzer beschossen Ziele im gesamten Gebiet des Küstenstreifens. Im Süden seien mindestens vier Palästinenser getötet worden, teilte das Gesundheitsministerium in Gaza mit. Nach Angaben des militärischen Arms der Hamas waren drei der Getöteten Mitglieder der Organisation.

Der UNO-Nahostgesandte Nickolaj Mladenow, der sich gemeinsam mit Ägypten intensiv um eine Beruhigung der Lage bemüht hatte, schrieb in einem dramatischen Appell auf Twitter: "Alle in Gaza müssen einen Schritt zurück vom Abgrund gehen. Nicht nächste Woche. Nicht morgen. Jetzt sofort!" Jene, die "Palästinenser und Israelis dazu provozieren wollen, einen weiteren Krieg zu führen, dürfen keinen Erfolg haben", schrieb Mladenow.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu beraumte eine Dringlichkeitssitzung in Tel Aviv mit der Militärführung über das weitere Vorgehen an. Verteidigungsminister Avigdor Lieberman hatte zuvor gesagt, die Hamas dränge Israel mit aller Macht zu einer "breiten und schmerzhaften Militäroffensive".

Sorge vor neuem Krieg

Im Sommer 2014 hatten sich Israel und die Hamas 50 Tage lang Kämpfe geliefert. 2.250 Palästinenser wurden getötet oder starben später an ihren Verletzungen, auf israelischer Seite gab es 74 Tote. Seit Ende März wurden bei teilweise gewaltsamen Protesten nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza 147 Palästinenser von israelischen Soldaten getötet und Tausende verletzt.

Die Palästinenser fordern ein Ende der vor mehr als zehn Jahren verhängten Gaza-Blockade und ein Rückkehrrecht in das israelische Staatsgebiet. Sie beziehen sich dabei auf Flucht und Vertreibung Hunderttausender im Zuge der israelischen Staatsgründung 1948. Die jüngste Gewalteskalation hat Sorge vor einem neuen Krieg zwischen Israel und der Hamas geweckt.