Nach heftiger Kritik und Spott in der Heimat hat US-Präsident Donald Trump sein Gipfeltreffen mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin demonstrativ als Erfolg dargestellt. "Während ich ein tolles Treffen mit der NATO hatte (...), hatte ich ein noch besseres Treffen mit Russlands Wladimir Putin", schrieb Trump am Dienstag im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Nach dem Gipfel mit seinem russischen Amtskollegen wächst der Druck auf US-Präsident Trump, umstrittene Äußerungen klarzustellen. Während aus Russland viel Lob kam, schlug Trump in der Heimat eine Welle parteiübergreifender Kritik an seinem Kuschelkurs gegenüber Putin entgegen. Trump selbst bezeichnete die Zusammenkunft als noch besser als das NATO-Treffen.

Dieses sei schon großartig gewesen, so der US-Präsident. "Sie haben 33 Milliarden Dollar mehr gezahlt und werden in Zukunft noch Hunderte Milliarden Dollar mehr zahlen, und zwar nur wegen mir", schrieb Trump auf Twitter. Das Treffen mit Putin sei dann "sogar noch besser" gewesen. Leider sei das nicht so berichtet worden. "Die Fake News drehen durch", schrieb der Präsident.

"Ernsthaftester Fehler" seit Amtsantritt

In den USA setzte es heftige Kritik für Trumps Zusammenkunft mit Putin. Selbst einer der seiner größten Unterstützer, der Republikaner Newt Gingrich, sprach am Montagabend (Ortszeit) vom bisher ernsthaftesten Fehler des Präsidenten seit dem Amtsantritt vor rund eineinhalb Jahren.

Gingrich verlangte via Twitter, Trump müsse seine Äußerungen über die US-Geheimdienste und Putin umgehend korrigieren. Andere Politiker beschrieben Trumps Auftreten mit Worten wie "beschämend", "schändlich", "verräterisch", "gefährlich" oder "schwach". Der Mehrheitsführer von Trumps Republikanern im US-Senat, Mitch McConnell, sagte: "Russland ist nicht unser Freund."

Trumps Treffen mit Putin hat zwar keine konkreten Fortschritte in den zentralen Streitthemen gebracht, er war aber von Harmonie geprägt. Beide Staatschefs erklärten ihren Willen zu einer engeren Zusammenarbeit. In den USA sorgte anschließend vor allem für Empörung, dass Trump den russischen Präsidenten vor Vorwürfen einer Einmischung in den US-Präsidentschaftswahlkampf in Schutz nahm.

Dementi war "stark und kraftvoll"

Der russische Präsident dementierte eine solche Einmischung, von der die US-Geheimdienste und Ermittlungsbehörden überzeugt sind. "Ich habe großes Vertrauen in meine Geheimdienstleute", sagte Trump. "Aber ich werde ihnen sagen, dass Präsident Putin in seinem Dementi heute extrem stark und kraftvoll war." Er fügte hinzu: "Ich habe Vertrauen in beide Parteien."

"Er hat das Wort des KGB über die Männer und Frauen der CIA gestellt", sagte der Oppositionsführer im US-Senat, Chuck Schumer. Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Senat, der Republikaner John McCain, kritisierte: "Die heutige Pressekonferenz in Helsinki war eine der schändlichsten Vorstellungen eines amerikanischen Präsidenten seit Menschengedenken."

Die US-Justiz beschuldigt Agenten des russischen Militärgeheimdienstes, durch Computer-Hacking aktiv in die US-Präsidentschaftswahl 2016 eingegriffen zu haben. Putin wies das energisch zurück. Die Untersuchungen des Russland-Sonderermittlers Robert Mueller bezeichnete er in einem Interview mit Fox News als politische Spielchen, die das Verhältnis zwischen den USA und Russland nicht beeinträchtigen dürften.

Putin lobte Trump als "interessanten Gesprächspartner". Trump sei gut informiert und könne fremde Argumente nachvollziehen, selbst wenn er später bei seiner Meinung bleibe, sagte Putin in einem Interview des russischen Senders Perwy Kanal. Trump verstehe, was der amerikanische Wähler wolle, und richte sich danach.

Abschluss der Europa-Reise

Der Gipfel mit Putin in Helsinki bildete den Abschluss von Trumps Europa-Reise, bei der er unter anderem die EU als "Gegner" bezeichnet hatte. Der Ex-US-Diplomat Nicholas Burns bezeichnete Trumps Europa-Reise als "chaotischste und zerstörerischste Reise eines amerikanischen Präsidenten". Die Glaubwürdigkeit der USA habe Schaden genommen.