Dreieinhalb Wochen nach dem historischen Gipfel in Singapur hat der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un in einem persönlichen Brief an US-Präsident Donald Trump einen "epochalen Fortschritt" in den Beziehungen beider Länder konstatiert.

Das bei dem Treffen von beiden Staatenlenkern am 12. Juni unterzeichnete Dokument sei "in der Tat der Beginn einer bedeutsamen Reise" gewesen, heißt es in dem vom 6. Juli datierenden Schreiben. Trump veröffentlichte das in koreanischer Sprache verfasste und mit der Unterschrift Kims versehene Schreiben am Donnerstag auf seinem Twitter-Konto.

Denuklearisierung kein Thema

Auf die vollständige Denuklearisierung seines Landes, die Kim in dem Gipfeldokument zugesagt hatte, ging er in dem Brief allerdings nicht ein. Kim dankte Trump lediglich für dessen "tatkräftige und außerordentliche Anstrengungen" für die Verbesserung der bilateralen Beziehungen und zur "getreulichen Umsetzung" der Vereinbarung von Singapur.

"Ich glaube fest, dass der starke Wille, die aufrichtigen Bemühungen und die außergewöhnlichen Anstrengungen und die einzigartige Herangehensweise von mir selbst und seiner Exzellenz des Präsidenten, die auf die Eröffnung einer neuen Zukunft zwischen der Demokratischen Volksrepublik von Korea und den Vereinigten Staaten abzielen, sicherlich fruchten werden", heißt es in der vom Weißen Haus verbreiteten englischen Übersetzung des Papiers. Auch zeigte er sich zuversichtlich, dass ein weiteres Treffen mit Trump zustande kommen werde.

"Sehr netter Kommentar"

Trump bezeichnete den Brief in seinem Twitter-Beitrag als "sehr netten Kommentar" von Kim. "Große Fortschritte werden erzielt", betonte auch er.

Die in Singapur getroffenen Vereinbarungen zum nordkoreanischen Atomwaffenprogramm werden von vielen Seiten, darunter Kritikern in den USA, als viel zu vage bezeichnet. Das Gipfeldokument definiert nicht, was genau unter der "Denuklearisierung" zu verstehen ist, und enthält auch keine Festlegungen zu einem Zeitplan oder Kontrollmaßnahmen.

"Gangstermäßige" Forderungen

Bei einem Besuch von US-Außenminister Mike Pompeo in der vergangenen Woche in Nordkorea waren neue Irritationen über die Atomfrage aufgekommen. Das nordkoreanische Außenministerium warf den USA nach dem Besuch "gangstermäßige" und "gierige" Forderungen zur atomaren Abrüstung vor. Pompeo bekräftigte seinerseits, die Sanktionen gegen Nordkorea blieben bis zur "endgültigen" Denuklearisierung in Kraft.

Die US-Regierung warf unterdessen Nordkorea vor, mit der Einfuhr von raffinierten Erdölprodukten gegen Sanktionen der Vereinten Nationen verstoßen zu haben. Das geht aus einem Dokument hervor, das die US-Regierung an die Mitglieder des UN-Sicherheitsrat geschickt hat und das die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag eingesehen hat.

Darin heißt es, dass nach US-Informationen Nordkorea vom 1. Jänner bis 30. Mai in mindestens 89 Fällen widerrechtlich Erdölprodukte eingeführt hat, indem das Öl auf See von Schiff zu Schiff umgeladen wurde. Welche Länder Nordkorea mit den Ölprodukten versorgt haben, teilten die USA nicht mit.

Im Dezember hatte der UN-Sicherheitsrat die Menge der raffinierten Erdölprodukte, die Nordkorea importieren darf, auf 500.000 Barrel pro Jahr begrenzt. Seit 2006 hat der Sicherheitsrat die Sanktionen gegen Nordkorea immer wieder wegen der Raketen- und Atomwaffentests des abgeschotteten Landes verschärft.