Nach einer 1.500 Kilometer langen Odyssee über das Mittelmeer ist das Flüchtlingsschiff "Aquarius" in Spanien angekommen. Die "Aquarius" und ihre zwei Begleitschiffe legten am Sonntag in Valencia an. Italien und Malta hatten die "Aquarius" abgewiesen und damit eine neue Krise in der EU-Flüchtlingspolitik ausgelöst. Schließlich erklärte sich Spanien bereit, die 630 Flüchtlinge ins Land zu lassen.

Zuerst traf am Sonntagmorgen das italienische Marineschiff "Dattilo" in Valencia ein. Es hatte nach Angaben des Roten Kreuzes 247 Flüchtlinge an Bord. Gut vier Stunden später legte dann die "Aquarius" an. Das italienische Marineschiff "Orione" folgte schließlich am Nachmittag.

Die Flüchtlinge waren vor einer Woche bei verschiedenen Rettungsaktionen vor der libyschen Küste von der Hilfsorganisation SOS Mediterranee aufgenommen worden. Unter den Geretteten waren elf kleine Kinder, 89 unbegleitete Minderjährige und mindestens sieben Schwangere. Sie kommen nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen aus 26 Ländern, darunter neben afrikanischen Ländern auch Afghanistan, Pakistan und Bangladesch.

Flüchtlinge werden von Einsatzkräften in Empfang genommen
Flüchtlinge werden von Einsatzkräften in Empfang genommen © APA

Als die "Dattilo" am Hafen anlegte, war an Bord Applaus zu hören. Auf der "Aquarius" wurde bei der Hafeneinfahrt getanzt und gesungen, wie auf einem Video von SOS Mediterranee im Onlinedienst Twitter zu sehen war. Nach dem Anlegen der "Dattilo" gingen zunächst Mediziner an Bord, um die Flüchtlinge untersuchen. Schwangere Frauen und Verletzte wurden ins Krankenhaus gebracht. Am Hafen standen 2320 Helfer bereit, um die Menschen aufzunehmen, darunter 470 Dolmetscher. Das Rote Kreuz verteilte Decken, Kleidung und Hygieneartikel.

Teil der Flüchtlinge reist nach Frankreich

Wie die spanische Regierung am Samstag bestätigte, soll ein Teil der Flüchtlinge von der "Aquarius" nach Frankreich weiterreisen, sofern sie das wollen und die Voraussetzungen für Asyl erfüllen. Frankreich hatte Italiens Weigerung, das Hilfsschiff einlaufen zu lassen, scharf kritisiert. Präsident Emmanuel Macron warf Rom "Zynismus und Verantwortungslosigkeit" vor. Der französische Regierungssprecher Benjamin Griveaux konnte am Sonntag allerdings noch nicht sagen, wie viele Flüchtlinge Frankreich genau aufnehmen wird. Dies werde nun "von Fall zu Fall" geprüft.

Italiens Innenminister Matteo Salvini bekräftigte unterdessen seine Ankündigung, private Rettungsschiffe künftig abzuweisen. Die Hilfsorganisationen sollten wissen, "dass Italien nicht länger Komplize beim Geschäft mit der illegalen Einwanderung sein will", schrieb der Politiker der fremdenfeindlichen Lega-Partei am Samstag auf Facebook. Die Schiffe sollten sich andere Häfen außerhalb Italiens suchen.