Entspannt und beinahe freundschaftlich verläuft der historische Gipfel in Singapur - und er brachte offenbar ein erstes Ergebnis: US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un haben ein Dokument unterzeichnet. "Die Welt wird große Veränderungen sehen", sagte Kim. Trump sagte, er erwarte sehr bald den Beginn des Denuklearisierungsprozesses in Nordkorea. Details der Vereinbarungen waren zunächst nicht bekannt.

"Es ist besser gelaufen, als irgendjemand hätte erwarten können, Spitzenklasse", sagte Trump nach einem gemeinsamen Mittagessen in Singapur. Schon zuvor zeigte sich der US-Präsident optimistisch und begeistert. "Gemeinsam werden wir uns der Sache annehmen. Wir werden es lösen", sagte Trump an Nordkoreas Diktator Kim Jong-un gerichtet. Der Gipfel hat die atomare Abrüstung zum Ziel. Er hatte in freundlicher Atmosphäre mit einem 13-Sekunden langen Händedruck und zwei Gesprächsrunden begonnen.

Trump sagte, es sei "richtig großartig hier", er erwarte, dass der Gipfel ein "großartiger Erfolg" werde. Auch gehe er davon aus, dass er eine "großartige Beziehung" zu Kim haben werde. Daran habe er "keinen Zweifel", sagte der US-Präsident. Unmittelbar vor den Beratungen hatte Trump getwittert: "Wir werden bald alle wissen, ob es anders als in der Vergangenheit einen wirklichen Deal geben kann oder nicht."

Der nordkoreanische Machthaber sagte seinerseits, der Weg zu diesem Treffen sei "nicht leicht" gewesen. Im Weg gestanden hätten "die alten Vorurteile und Praktiken". Doch seien diese Hindernisse überwunden worden, "und wir sind heute hier". Trump pflichtete den Bemerkungen seines Gesprächspartners bei: "Das ist wahr."

Nach jahrzehntelangen Feindseligkeiten wollen die USA und Nordkorea mit der Begegnung einen Neuanfang wagen. Nie zuvor ist ein amtierender amerikanischer Präsident mit einem Führer des isolierten Landes zusammengetroffen.

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Nach dem Handschlag des Jahres und den ersten beiden Gesprächsrunden kommen die Delegationen nun zu einem Mittagessen zusammen. Ob es Fortschritte bei den strittigen Fragen gab, wurde zunächst nicht bekannt. Der Gipfel soll nach bisheriger Planung bis in den Nachmittag (Ortszeit) dauern.

Ripperl mit Brokkoli

Das Menü jedenfalls dürfte ebenfalls für gute Stimmung sorgen. Nach Angaben des Weißen Hauses gab es bei dem Arbeitsessen eingelegte Ripperl vom Rind in Rotweinsauce mit gedünstetem Brokkoli und Kartoffelgratin Dauphinois. Zudem war süß-saures Schweinefleisch im Angebot mit gebratenem Yangzhou-Reis und hausgemachter Chili-Sauce, sowie in Soja geschmorter Kabeljau mit asiatischem Gemüse. Zum Dessert wurden den Angaben zufolge Vanilleeis mit Kirschen sowie Schokotörtchen gereicht.

Kim Jong-un ist zum Gipfeltreffen mit Donald Trump in Singapur nach südkoreanischen Angaben sieben Minuten vor dem US-Präsidenten eingetroffen. Koreanische Medien interpretierten dies als eine Höflichkeitsgeste.

Für Verwunderung in China sorgte Trump-Tochter Ivanka. Sie twitterte vor dem Gipfel: "Diejenigen, die sagen, dass nichts erreicht werden kann, sollten diejenigen, die es tun, nicht unterbrechen. - Chinesisches Sprichwort." Die Redewendung schien Nutzern in Chinas sozialen Netzwerken jedoch völlig unbekannt zu sein. "Sie muss das in einem Glückskeks gefunden haben", schrieb ein Nutzer des Kurznachrichtendienstes Weibo. 

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Der rund 15 Sekunden lange Händedruck für die Geschichtsbücher wurde von weiterer freundlicher Körpersprache begleitet: Die beiden Staatenlenker fassten sich gegenseitig an die Arme und lächelten. Nach ihrer Begrüßung und den Statements für die Medien zogen sich Trump und Kim zu einem Vier-Augen-Gespräch zurück, bei dem sie nur eine Übersetzerin und einen Übersetzer an ihrer Seite hatten.

Dieses Auftaktgespräch endete nach rund einer Dreiviertelstunde. Direkt danach begannen Gespräche in erweiterter Runde, an denen die Berater beider Staatenlenker dabei waren. Die Gespräche liefen "sehr, sehr gut", sagte Trump nach dem ersten Vier-Augen-Gespräch mit Kim. "Exzellentes Verhältnis", betonte der US-Präsident.

Ob eine grundsätzliche Einigung auf eine atomare Abrüstung Nordkoreas oder zumindest auf einen Fahrplan für den weiteren Prozess gefunden werden kann, war völlig offen.

Friedenslösung?

Der erste Gipfel beider Länder wird von großen Hoffnungen begleitet. Der Streit um Nordkoreas Atomwaffenprogramm ist einer der gefährlichsten Konflikte der Welt. Mehr als sechs Jahrzehnte nach dem Ende des Korea-Kriegs 1953 streben beide Seiten auch eine Friedenslösung an, da damals nur ein Waffenstillstandsabkommen besiegelt worden war.

Trumps Vorgänger verfolgten stets die Linie, es könne kein Treffen mit einem Herrscher aus Pjöngjang geben, ohne dass dieser zuvor offiziell von seinem Rüstungs- und Atomprogramm ablässt. Die früheren US-Präsidenten scheuten sich überdies, den Machthaber des international isolierten Landes diplomatisch derart aufzuwerten wie es Trump nun tut.

Die Strategie Trumps ist nicht unumstritten. So kamen in US-Medien Zweifel auf, ob die USA bei dem Gipfel entscheidende Fortschritte erzielen könnten. Nahrung erhielten die Spekulationen durch eine Aussage des US-Präsidenten, er werde bereits am Dienstagabend wieder nach Washington fliegen. In früheren Planungen war von Mittwoch die Rede gewesen.

Wütender Tweet

In einem wütenden Tweet wies Trump in der Früh seine Kritiker zurecht. "Wir haben unsere Geiseln (zurück), die Tests, die Forschung und alle Raketenabschüsse sind gestoppt", schrieb Trump. "Und diese Experten, die mir von Anfang an Fehler vorwarfen, haben nichts anderes zu sagen", fuhr er fort. "Wir werden okay sein." Mit dem Hinweis auf die Geiseln bezog sich Trump auf drei US-Bürger, die im Mai aus der Haft in Nordkorea freigelassen worden waren.

"Eine vollständige, überprüfbare und unumkehrbare Denuklearisierung auf der koreanischen Halbinsel ist das einzige Ergebnis, das die USA akzeptieren werden", gab Außenminister Mike Pompeo als Messlatte vor.