Das NGO-Schiff Aquarius mit 629 Migranten an Bord wartet auf offizielle Anweisungen über den Hafen, zu dem die Flüchtlinge geführt werden sollen. Spanien hatte sich am Dienstag bereit erklärt, die Migranten aufzunehmen. Das Schiff von SOS Mediterranee und Ärzte ohne Grenzen befindet sich 35 Seemeilen von Italien und 27 Seemeilen von Malta entfernt.

Kein Migrant sei zwar in kritischem Zustand, viele Flüchtlinge seien aber erschöpft und hätten Wunden am Körper, berichtete ein Sprecher von SOS Mediterranee. Der italienische Vizepremier Luigi Di Maio bestritt, dass die Flüchtlinge an Bord der Aquarius in Gefahr seien. Die Aquarius sei ein solides Schiff mit genug Lebensmitteln an Bord.

Der italienische Innenminister Matteo Salvini hatte Spaniens Premier Pedro Sanchez zuvor für die "Großherzigkeit" gedankt. "Ich hoffe, dass Spanien bereit sein wird, Italien auch bei anderen Einsätzen zu unterstützen", sagte Salvini. Er hoffe, dass andere EU-Länder, darunter Frankreich, eine ähnliche Bereitschaft signalisieren werden.

Hilfe aus Spanien

Das Büro das spanischen Premierministers teilte mit, dass die "Aquarius" mit 629 Flüchtlingen an Bord in einen spanischen Hafen einlaufen darf. Damit scheint der Streit um das Schiff, wie "Focus" berichtet, fürs Erste gelöst zu sein.

Italiens neuer Innenminister Matteo Salvini von der fremdenfeindlichen Partei Lega hatte Medienberichten zufolge mit einer Schließung italienischer Häfen für Flüchtlinge gedroht, sollte Malta die 629 Flüchtlinge nicht aufnehmen. Er hatte schon am Freitag die Nato aufgefordert, Italien zu verteidigen, das "unter Angriff aus dem Süden" stehe. Hilfsorganisationen zufolge sind an Bord auch 123 unbegleitete Minderjährige, elf kleine Kinder sowie sieben schwangere Frauen.

Malta erklärte am Sonntagabend, es fühle sich nicht für das Flüchtlingsschiff "Aquarius" zuständig. Die Rettung der Migranten sei in libyschen Gewässern erfolgt und von der italienischen Küstenwache koordiniert worden. Malta habe in dem Fall keine Zuständigkeit, hieß es.

Rettung und Politikum

Malta hatte bereits am Freitag die Einfahrt des NGO-Schiffes "Seefuchs" mit 126 Migranten nicht erlaubt. Wegen der schlechten Wetterbedingungen bot Malta dem Schiff lediglich Unterstützung auf See an. Daraufhin griff die italienische Küstenwache ein brachte das Schiff in das sizilianische Pozzallo.

"Die Malteser können nicht immer Nein sagen, wenn es um die Schiffe geht, die Migranten im Mittelmeer retten", empörte sich Salvini am Freitag. Malta liege Afrika näher als Sizilien und habe die Pflicht, seinen Teil beizutragen.

Die italienische Sprecherin des Flüchtlingswerks UNHCR, Carlotta Sami, warnte indes, dass die Rettung von Migranten im Mittelmeer Priorität haben müsse. Der Präsident der Sozialdemokraten (PD), Matteo Orfini, sprach von einem "absurden Duell" zwischen Italien und Malta. Rechtsparteien lobten dagegen "Salvinis Mut".