Die Entscheidung der österreichischen Bundesregierung, Imame der türkischen Religionsgemeinschaft ATIB auszuweisen hat in der Türkei auf Twitter zu heftigen Reaktionen geführt. Ibrahim Kalin, Sprecher von Präsident Recep Tayyip Erdogan schrieb im Kurznachrichtendienst von einer "islamophoben, rassistischen und diskriminierenden Welle, die durch dieses Land geht".

Unter seinen 1,25 Mio. Followern führte das zu harschen anti-österreichischen Reaktionen. Nur auf Twitter verurteilen reiche wohl nicht, schreiben einige, es müsse konkrete Gegenmaßnahmen geben. "Man sollte den Botschafter ausweisen", schreiben mehrere Follower, "nutzen wir die Gelegenheit und schließen die Kirchen und weisen die Priester aus" ein anderer.

Mehrere Forderungen nach Öffnung der inzwischen zum Museum umgewandelten ursprünglichen Kirche Hagia Sophia (Ayasofya) zum islamischen Gebet sind dabei. Mehrfach kommt der Vergleich mit nationalsozialistischem Verhalten. "Ibrahim Kalin, geh hin nach Wien wie Süleyman der Prächtige und schütze das Recht der Gläubigen", schreibt einer. Grundsätzlich sei dies die Einstellung "der Kreuzritter".

Kritiklos kommt Kalin auf Twitter aber nicht davon. Mancher Follower beschwert sich über fehlende Menschenrechte in der Türkei und den Entzug der Pässe einiger, der Zusammenarbeit mit dem Prediger Gülen Verdächtigter. Er wird von seinen Followern auch darauf hingewiesen, dass die Türkei die Zahl der religiösen Schulen (Imam Hatip) deutlich erhöht habe?. Und auch der Hinweis, dass die österreichische Entscheidung nun wohl der AKP von Erdogan bei der am 24. Juni anstehenden Wahl helfen werde, fehlt nicht.

Die türkischen Medien blieben in ihren Internetausgaben in ihren Berichten über die österreichische Entscheidung zunächst in der Regel recht sachlich. Einzelne kritische Bewertungen blieben aber nicht aus. "Eine skandalöse Entscheidung in Österreich. Sie schließen die Moscheen" titelte etwa die Zeitung Hürriyet. "Der als 'Wunderkind' gefeierte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat sein hässliches Gesicht gezeigt", schreibt die Zeitung "Askam".