US-Präsident Donald Trump und der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un wollten sich im Juni zu einem historischen Gipfel treffen, am Donnerstag sagte Trump das mit Hoffnung auf Entspannung verbundene Treffen ab. Seit dem Ende des Koreakriegs sind die Beziehungen beider Länder von starken Spannungen geprägt.

DIE TEILUNG

Im Zweiten Weltkrieg wird Korea von Japan besetzt, nach dessen Niederlage teilen die Siegermächte das Land am 38. Breitengrad auf: Im Norden herrscht die von der Sowjetunion unterstützte Regierung von Kim Il-sung, der Süden steht unter US-Protektion.

1950 fällt Nordkorea in den Süden ein, es ist die erste große Eskalation im beginnenden Kalten Krieg. Es folgt ein blutiger Konflikt unter Beteiligung der USA und Chinas. 1953 wird ein Waffenstillstand erreicht, das Land in einen kommunistischen Norden und einen unter dem Schutz der USA stehenden Süden geteilt. Washington verhängt Sanktionen gegen Pjöngjang.

PJÖNGJANG RÜSTET AUF

Seit den 1970er-Jahren treibt das hochgerüstete Nordkorea ein Raketenprogramm voran, später beginnt es auch ein militärisches Atomwaffenprogramm. Zunächst entwickelt das Land eine Variante der sowjetischen Scud-B-Rakete mit einer Reichweite von rund 300 Kilometern. Inzwischen verfügt Nordkorea über Raketen mit einer Reichweite von bis zu 6700 Kilometern.

ANNÄHERUNGSVERSUCHE

In den 1990er-Jahren gibt es eine Phase der Entspannung. Nach dem Tod von Staatsgründer Kim Il-sung 1994 unterschreiben Pjöngjang und Washington ein bilaterales Abkommen, das die Einstellung des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms zugunsten einer rein zivilen Nutzung nuklearer Energie vorsieht. 1999 erklärt Nordkorea vor dem Hintergrund besserer Beziehungen zu den USA, seine Tests mit Langstreckenraketen auszusetzen - ein sogenanntes Moratorium.

"ACHSE DES BÖSEN"

Nach der Jahrtausendwende spitzt sich die Konfrontation wieder zu. US-Präsident George W. Bush bezeichnet Nordkorea im Jänner 2002 zusammen mit Iran und Irak als "Achse des Bösen". 2005 beendet Nordkorea das Moratorium. Am 9. Oktober 2006 unternimmt Pjöngjang nach eigenen Angaben seinen ersten Atombombentest.

US-GEFANGENER

Im Jänner 2016 wird der US-Student Otto Warmbier in Nordkorea festgenommen und wegen des angeblichen Diebstahls von Propagandapostern zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt. Er stirbt im Juni 2017, eine Woche nachdem er - im Koma liegend - in die USA zurückgebracht wurde. Danach wurde der Vorwurf erhoben, dass er in nordkoreanischer Haft zu Tode misshandelt worden sei.

TRUMP GEGEN KIM

Im Juli 2017 erklärt Kim Jong-un, das "gesamte US-Territorium" sei nun in Reichweite nordkoreanischer Raketen. US-Präsident Donald Trump droht im August mit "Feuer und Wut" und damit mit einem Militäreinsatz. Am 3. September 2017 führt Nordkorea seinen bisher sechsten Atomwaffentest aus. Dessen Stärke übersteigt die Energie der vorangegangenen Tests abermals um ein Mehrfaches.

KRIEG DER WÖRTER

Am 19. September 2017 droht US-Präsident Trump in einer Rede vor der UN-Vollversammlung, die USA würden Nordkorea "völlig zerstören", wenn das Land nicht einlenke und nennt Kim den "kleinen Raketenmann". Kim nennt Trump wenige Tage später "geistesgestört". Auf Kims Neujahrswarnung bezüglich eines "Atomknopfes" auf seinem Schreibtisch reagiert Trump mit einem Tweet, in dem er von einem "größeren und mächtigeren" Atomknopf schreibt. Pjöngjang spricht von den "Zuckungen eines Irren".

HISTORISCHE EINLADUNG

Die gefährliche Eskalation zwischen beiden Ländern, die 2017 die Angst vor einem Atomkrieg verstärkt, wird im neuen Jahr gestoppt: Im Zuge der Olympischen Winterspiele in Südkorea im Februar wird Pjöngjang zugänglicher. Am 8. März 2018 wird bekannt, dass Kim Trump zu einem Treffen einlädt und bis dahin keine Atomwaffen- oder Raketentest durchführen wolle. Der US-Präsident nimmt die Einladung an, das Treffen wird für Juni im Singapur geplant.

NEUE DROHUNGEN UND ABSAGE

Mitte Mai 2018 schwinden die Hoffnungen auf den Gipfel zunehmend. Vertreter beider Seiten drohen gegenseitig wiederholt mit einer Absage. Trumps Sicherheitsberater John Bolton bringt Libyen als Modell für den Umgang mit Nordkorea ins Gespräch. Dort war Machthaber Muammar Gaddafi 2011 im Zuge von Luftangriffen einer internationalen Militärallianz unter US-Beteiligung entmachtet und von Rebellen getötet worden. Als US-Vizepräsident Mice Pence ebenfalls auf Libyen verweist und Pjöngjang davor warnt, die USA herauszufordern, bezeichnet Nordkorea seine Äußerungen als "ignorant und dumm". Daraufhin sagt das Weiße Haus das Treffen von Trump und Kim ab.