US-Präsident Donald Trump hat im Ringen mit Nordkorea versichert, im Falle eines Abkommens werde es nicht zu einer Lösung nach dem Modell Libyens kommen. Wenn Nordkorea ein Abkommen unterzeichne, werde Kim Jong-un "sehr starke Sicherheiten" bekommen, sagte Trump am Donnerstag in Washington."

Wenn wir keinen Deal erreichen, dann wäre dies das Modell", sagte Trump mit Blick auf die Entmachtung von Libyens früherem Machthaber Muammar al-Gaddhafi, der später von Rebellen getötet wurde.

Deswegen sei es sinnvoll, wenn Nordkoreas Machthaber Kim sich auf ein Abkommen mit den USA einlasse. "Das Libyen-Modell war ein ganz anderer Deal", sagte Trump am Donnerstag zu Beginn eines Treffens mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Washington. "Wir haben Libyen vernichtend geschlagen", sagt Trump. Dies sei nicht der Plan für Nordkorea. Er hoffe stattdessen auf ein prosperierendes Nordkorea.

Gespräche mit Trump am Dienstag

Zuvor hatte Südkorea angeboten, sich als Vermittler zwischen den USA und Nordkorea darum zu bemühen, dass das Treffen zwischen Trump und Kim auch wirklich zustande kommt. Die Regierung in Seoul werde den USA die Position des Nordens darlegen und umgekehrt, teilte das südkoreanische Präsidialamt mit. Präsident Moon Jae-in, der am Dienstag zu Gesprächen mit Trump in den USA erwartet wird, strebe eine aktivere Rolle als Vermittler an. Allerdings errichtete Nordkorea neue Hürden. Man werde solange keine Gespräche mit Südkorea führen, wie die Gründe für die Absage eines Treffens mit dem Süden vom Mittwoch weiter bestünden, sagte der Vorsitzende des nordkoreanischen Komitees für friedliche Wiedervereinigung, Ri Son-gwon. Nordkorea hatte ein gemeinsames Militärmanöver der USA mit Südkorea als Grund für die Absage genannt.

Nach diplomatischen Verstimmungen zwischen den Regierungen in Washington und Pjöngjang steht das für den 12. Juni in Singapur geplante Treffen Trumps mit Kim infrage. Hintergrund ist die US-Forderung nach einer atomaren Abrüstung Nordkoreas. US-Außenminister Mike Pompeo soll Kim einem Zeitungsbericht zufolge aufgefordert haben, binnen sechs Monaten unter anderem eine Interkontinentalrakete sowie mehrere atomare Sprengköpfe zu übergeben. Die US-Regierung erwäge zudem Garantien für Kim und seine Regierung, wenn Nordkorea nachvollziehbar und unumkehrbar abrüste, berichtete die japanische Zeitung "Asahi Shimbun".

Von Terror-Liste streichen

Die USA boten Nordkorea an, Nordkorea im Gegenzug zur Überstellung der Kernwaffen und Nuklearmaterialien wieder von der US-Liste von Terror-Unterstützerstaaten zu streichen. Es werde erwartet, dass Vertreter beider Länder bei Arbeitsgesprächen vor dem geplanten Gipfel am 12. Juni in Singapur weiter darüber diskutierten, was noch aus dem Atomarsenal Nordkoreas herausgeschafft werden könnte, berichtete das Blatt weiter.

Nordkorea legte nach Wochen der Entspannung am Donnerstag aber mit einer neuen verbalen Breitseite gegen Südkorea nach. Die Regierung in Seoul sei "ignorant und inkompetent". Ihr fehle das grundlegende Verständnis für die gegenwärtige Lage, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur KCNA den Chef der Wiedervereinigungsbehörde. Solange die ernste Lage nicht beseitigt sei, die zur Absage der innerkoreanischen Gespräche geführt habe, werde es schwierig, "dem gegenwärtigen südkoreanischen Regime von Angesicht zu Angesicht" gegenüber zu sitzen. Bei dem Treffen in Panmunjom in der entmilitarisierten Zone am Mittwoch hätten ranghohe Vertreter beider Länder über weitere Schritte hin zu einem Friedensvertrag beraten sollen, den Kim und Moon bei ihrem Gipfeltreffen als Ziel ausgegeben hatten.

Südkoreas Außenministerin Kang Kyung Wha sprach am Donnerstag von Problemen bei den Vorbereitungsgesprächen für den Gipfel Kim-Trump. "Es ist wahr, es gibt Meinungsverschiedenheiten zwischen Nordkorea und den USA, wenn es darum geht, die Denuklearisierung durchzuführen", sagte Kang nach Angaben der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap vor Abgeordneten in Seoul. Kang habe dies nicht weiter ausgeführt. Kang hatte sich vor kurzem in Washington mit US-Außenminister Pompeo getroffen, der in den vergangenen Wochen zweimal persönlich in Nordkorea war.

Trump sagte in Anspielung auf die Drohung aus Pjöngjang mit einer Gipfel-Absage, eine offizielle Note aus Nordkorea gebe es nicht. "Wir haben nichts gesehen, wir haben nichts gehört." Zuvor hatte seine Sprecherin Sarah Sanders erklärt, die Vorbereitungen für das Gipfeltreffen gingen auf US-Seite weiter.

China forderte die USA auf, die jüngsten Bemühungen Nordkoreas um Entspannung anzuerkennen und die aktuelle Chance für einen Friedensschluss zu nutzen.