Der Spitzenkandidat der Fünf Sterne-Bewegung, Luigi Di Maio, rückt nach dem klaren Wahlsieg seiner Gruppierung zum neuen Jungstar der italienischen Politik auf. Mit dem kurz geschorenen schwarzen Haar und dem stets adretten Anzug hat der 31-Jährige das Aussehen des sprichwörtlich idealen Schwiegersohns. Jetzt muss er sich als Staatsmann profilieren.

Bei den Regierungsverhandlungen werden alle politischen Kräfte mit Di Maio zu tun haben. "Alle Kräfte werden von jetzt an mit uns verhandeln müssen", sagte Di Maios engster Vertrauter Alessandro Di Battista nach Veröffentlichung der ersten vorläufigen Wahlergebnisse. Auch Staatschef Sergio Mattarella wird Di Maio zu Sondierungsgesprächen einladen müssen, um Wege zur Regierungsbildung in Rom zu prüfen.

Der Studienabbrecher aus der kampanischen Industriestadt Pomigliano d'Arco nordöstlich von Neapel, der bei den Parlamentswahlen 2013 aus dem Nichts in Italiens Abgeordnetenkammer gehievt wurde, will für seine Partei mehrere Schlüsselpositionen in den Polit-Zentralen am Tiber beanspruchen. So fordert er für seine Fünf Sterne-Bewegung den Posten des Präsidenten der Abgeordnetenkammer. Zugleich hofft Di Maio von Mattarella einen sogenannten "Sondierungsauftrag" erteilt zu bekommen. In diesem Fall könnte er selber die Verhandlungen für eine Regierungsbildung führen.

Die Fünf Sterne-Bewegung lehnt Allianzen mit den etablierten Parteien ab und strebt eine Regierung in Alleinführung an. Sollte Di Maio jedoch nicht imstande sein, eine Fünf Sterne-Regierung aufzubauen, könnte die Gruppierung einen Pakt mit anderen Gruppierung für die Umsetzung eines beschränkten Wahlprogramms schließen, das unter anderem die Verabschiedung eines neuen Wahlgesetzes vorsehen würde. Die Fünf Sterne-Bewegung will so rasch wie möglich das im Oktober verabschiedete Wahlgesetz "Rosatellum" abschaffen. Dieses begünstigt politische Kräfte, die Allianzen eingehen und benachteiligt dagegen Di Maios Populisten.

Trotz eines für sie ungünstigen Wahlsystems konnte die Fünf Sterne-Bewegung über sechs Prozentpunkte der Stimmen gegenüber 2013 zulegen. Hatte sie vor fünf Jahren mit 25 Prozent der Stimmen als stärkste Einzelpartei ihren Einzug ins Parlament gefeiert, so schaffte es die Protestpartei um den Starkomiker Beppe Grillo laut vorläufigen Ergebnissen nun auf 31 Prozent.

Di Maio wird sich im Parlament mit der Lega auseinandersetzen müssen. Die ausländerfeindliche Kraft um Matteo Salvini, die zur stärksten Einzelpartei innerhalb des Mitte-rechts-Lagers um Ex-Premier Silvio Berlusconi aufgerückt ist, beansprucht für sich die Präsidentschaft der Abgeordnetenkammer. Auch Salvini hegt wie Di Maio Premierambitionen. Da er die stärkste Partei des Mitte-rechts-Bündnisses führt, will er zum Ministerpräsidenten an der Spitze eines Mitte-rechts-Kabinetts aufrücken. Berlusconi wiederum favorisiert als künftigen Regierungschef den EU-Parlamentspräsidenten Antonio Tajani.