Die deutsche Hilfsorganisation Sea-Watch hat das Bild eines im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlingsbabys veröffentlicht und damit die EU dringend zum Handeln aufgefordert. "Wenn wir solche Bilder nicht mehr sehen wollen, müssen wir aufhören, sie zu produzieren", erklärte Sea-Watch am Montagabend. Das Bild zeigt einen Rettungshelfer an Bord eines Bootes, der ein totes Baby im Arm hält.

Das Baby, dessen Alter und Identität unklar blieb, war nach Angaben von Sea-Watch gemeinsam mit rund 350 Flüchtlingen an Bord eines Holzbootes, das Ende vergangener Woche vor der libyschen Küste kenterte. Als das Rettungsboot von Sea-Watch die Schiffbrüchigen erreicht habe, seien viele Menschen bereits ertrunken gewesen, erklärte die Organisation, ohne genaue Angaben zur Zahl der Toten machen zu können.

Vor dem Hintergrund solcher Tragödien werde klar, dass Aufrufe von EU-Politikern, dem Sterben im Mittelmeer ein Ende zu bereiten, lediglich "Lippenbekenntnisse" seien, erklärte Sea-Watch. Die Gruppe verteidigte zudem die Veröffentlichung des erschütternden Bildes mit der Dramatik der Ereignisse. Die europäische Gesellschaft müsse sich solche Bilder anschauen, denn diese Tragödien seien "Konsequenz der europäischen Außenpolitik".

Sea-Watch erklärte, nur die Einführung neuer Systeme, die einen "legalen und sicheren Eintritt in die EU" ermöglichen, könnten diese humanitäre Tragödie beenden. Im vergangenen Jahr war das Bild des kleinen syrischen Buben Aylan Kurdi um die Welt gegangen und zum Symbol der Flüchtlingskrise geworden. Der Dreijährige war ertrunken an einem türkischen Strand gefunden worden.