"Die Geschichte lehrt uns, dass wir nur so Frieden mit Ägypten und Jordanien erzielt haben", so Netanyahu. Andere Versuche würden den Friedensbemühungen nur schaden "und den Palästinensern einen Vorwand liefern, um eine Auseinandersetzung mit den Wurzeln des Konflikts zu meiden". Die Palästinenser vermieden direkte Verhandlungen, weil sie Israel nicht als jüdischen Staat anerkennen wollten, meinte Netanyahu.

Ayrault wollte bei seinem Besuch in Israel und den Palästinensergebieten für die Nahost-Initiative seines Landes werben. Die Palästinenser haben den Vorstoß bereits begrüßt. Der französische Politiker traf am Sonntag in Ramallah auch den Palästinenserpräsidenten Mahmoud Abbas.

Der israelische Rundfunk zitierte namentlich nicht genannte Vertraute Ayraults am Sonntag mit den Worten, Frankreich wolle die Ergebnisse von Verhandlungen nicht vorwegnehmen. Das Problem sei jedoch, dass es gegenwärtig überhaupt keine Gespräche zwischen Israel und den Palästinensern gebe.

Der französische Premierminister Manuel Valls wird in einer Woche in Israel und den Palästinensergebieten erwartet. Die Franzosen wollen am 30. Mai Vertreter von rund 20 Ländern zu einem Treffen ohne die Konfliktparteien empfangen, um darüber zu diskutieren, wie Israelis und Palästinenser wieder an einen Tisch zu bekommen sind. Paris will dabei neben den USA, Russland, der EU und den Vereinten Nationen auch arabische Staaten einbinden. Die eigentliche Friedenskonferenz mit Vertretern Israels und der Palästinenser ist für die zweite Jahreshälfte geplant.

Die letzten Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern waren vor knapp zwei Jahren gescheitert. Beide Seiten betonen, sie seien an neuen Verhandlungen interessiert, werfen aber der jeweils anderen Seite vor, solche Versuche zu blockieren.

Netanyahu äußerte sich nach dem Treffen mit Ayrault am Sonntag entrüstet darüber, dass Frankreich im April eine Entscheidung der Kulturorganisation der Vereinten Nationen (UNESCO) zum Tempelberg in Jerusalem unterstützt habe. Die "skandalöse Entscheidung", die jüdische Verbindungen zum Tempelberg gänzlich ignoriere, stelle die Fairness Frankreich infrage, sagte der israelische Regierungschef. Ayrault habe ihm versichert, es habe sich um ein "Missverständnis" gehandelt und er werde sich persönlich dafür einsetzen, dass es sich nicht wiederholen werde.

Auch Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) reiste am Sonntag nach Nahost. Kurz und sein palästinensischer Amtskollege Riyad al-Malki setzen Hoffnung in die französische Friedensinitiative. Kurz begrüßte, dass Al-Malki die Initiative "recht positiv" sehe. Er "hoffe, dass diese Initiative hilfreich sein kann, direkte Gespräche zwischen Palästinensern und Israel wieder in Gang zu bringen", sagte Kurz am Sonntag vor Journalisten in Ramallah.

Kurz traf auch den palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas. Al-Malki sagte, dass er Kurz über den Besuch von Außenminister Jean-Marc Ayrault informiert habe. Ayrault hatte am selben Tag in Ramallah und Jerusalem für eine internationale Nahost-Friedenskonferenz in Paris geworben. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu winkte bereits ab. Nur direkte Verhandlungen ohne Vorbedingungen zwischen Israelis und Palästinensern könnten Frieden bringen, sagte Netanyahu. Israel ist auch skeptisch, weil Paris bereits zugesagt hat, selbst bei einem Scheitern der Initiative Palästina als Staat anzuerkennen.

Die Gespräche mit Kurz bezeichnete Al-Malki als "sehr offen und sehr ehrlich". Al-Malki und Kurz sprachen auch kurz über bilaterale Themen. Al-Malki nannte Trainings für junge palästinensische Diplomaten an der Diplomatischen Akademie in Wien. Österreich habe eine lange Tradition, den Palästinensern zu helfen, sagte Kurz: In den vergangenen 20 Jahren habe Österreich 85 Millionen Euro für Wasser-Projekte, Gesundheit und humanitäre Angelegenheiten zur Verfügung gestellt.