Das sagte Oberrabbiner Jizchak Josef am Wochenende vor dem Hintergrund einer seit Monaten anhaltenden Gewaltwelle. In seiner vom Fernsehen übertragenen wöchentlichen Predigt sagte der Oberrabbiner der orientalischen Juden weiter: "Töte denjenigen zuerst, der kommt dich zu töten. Fürchtet euch doch nicht alle vor den Gerichten, oder wenn ein Generalstabschef etwas anderes sagt." Damit bezog er sich auf eine Äußerung von Armeechef Gadi Eisenkot, die viele rechtsgerichtete Politiker verärgerte.

Dieser hatte im Februar zur Wahrung der Verhältnismäßigkeit gemahnt. "Wenn da ein 13-jähriges Mädchen mit einer Schere oder einem Messer in der Hand ist, und wenn es einen Abstand zwischen ihr und den Soldaten gibt, möchte ich nicht sehen, wie ein Soldat sein Magazin auf ein solches Mädchen leer schießt", sagte Eisenkot unter Anspielung auf einen ähnlichen Vorfall.

Oberrabbiner Josef schränkte allerdings später ein, dass das religiöse Gebot nur solange gelte, wie der Angreifer bewaffnet sei. Stelle er keine Gefahr mehr da, solle der Täter nicht getötet sondern mit Gefängnis bestraft werden, erklärte er.

Israel und die Palästinensergebiete werden seit Oktober von einer Gewaltwelle erschüttert, bei der bisher 188 Palästinenser sowie 28 Israelis und vier Ausländer getötet wurden. Bei den meisten der getöteten Palästinenser handelte es sich um erwiesene oder mutmaßliche Angreifer. Andere starben bei Protestaktionen gegen die israelische Besatzung des Westjordanlands und Ostjerusalems.

Die UNO, einzelne westliche Regierungsmitglieder und auch israelische Menschenrechtsgruppen haben mehrfach den Verdacht geäußert, dass die israelischen Sicherheitskräfte die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen zur Gefahrenabwehr in zahlreichen Fällen nicht wahren. Israel weist dies zurück.