Das Straflandesgericht war noch strenger bewacht als bei den ersten beiden Jihadisten-Prozessen, es waren noch mehr Polizisten und Mitglieder von Sondereinheiten im Einsatz. Die beiden Angeklagten machten zwischen den maskierten Bewachern einen eher harmlosen Eindruck, Mirsad O. (34) erschien in kariertem Hemd und heller Hose, der zweite Beschuldigte (28) trug einen Kapuzensweater. Zu Beginn schilderte der Staatsanwalt eineinhalb Stunden lang, wie sich die Terrormiliz Islamischer Staat historisch entwickelt hat und welche Ziele sie verfolgt. Dadurch gewannen die Geschworenen einen Eindruck davon, was die Ideologie der beiden Angeklagten tatsächlich bewirken kann.

Mirsad O. lebte bis zu seiner Verhaftung in Wien und war als Prediger in verschiedenen Glaubensvereinen, darunter auch in Graz, tätig. "Seine Kernbotschaft war, der Islam ist durch den Jihad zu verbreiten", so der Ankläger, der weiter schilderte, dass O. "ein Auftreten wie ein Popstar hatte, er ist mit einer ganzen Entourage gereist und hatte einen eignen Youtube-Kanal". Das Zielpublikum seien junge Muslime zwischen 14 und 30 Jahren gewesen, die praktisch "einer Gehirnwäsche unterzogen worden sind", führte der Ankläger aus.

Der 34-Jährige muss sich nicht nur wegen des Verbrechens der terroristischen Vereinigung und der kriminellen Organisation verantworten, sondern er soll der Anstifter für Morde und Nötigungen im Zusammenhang mit terroristischen Taten gewesen sein. Dem Zweitangeklagten werden die Morde und schwere Nötigung konkret vorgeworfen. Er soll die Verbrechen in Syrien begangen haben. "Es sind aus Österreich schon zu viele junge Frauen und Männer nach Syrien gegangen und getötet worden", warnte der Staatsanwalt am Ende seiner Ausführungen .Die IS-Ideologie sei "eine enorme Gefahr für unseren Rechtsstaat, die wir ernst nehmen müssen".

Beide Angeklagte fühlten sich nicht schuldig. Mirsad O. beteuerte, nie Männer für den IS angeworben zu haben: "Ich bin nicht Mitglied der Propaganda, in keiner Weise" beteuerte er. Die Ausschnitte aus seinen Reden, mit denen er konfrontiert wurde, seien aus dem Zusammenhang gerissen oder zusammengeschnitten worden, rechtfertigte sich der Beschuldigte. "Sie sollen Leute aufgestachelt haben, nach Syrien zu gehen", konfrontierte ihn der Richter mit dem Vorwurf. "Ich weiß, aber das ist nicht richtig, ich habe nie versucht, jemanden zu überreden", betonte der 34-Jährige.

Am Nachmittag wurde noch ein Radiologe zu einer Handverletzung des 28-Jährigen gehört. Er gab an, er habe sich die Wunde mit einer spanischen Damenpistole zugefügt, doch laut Gutachter gibt es keinerlei Spuren eines Schusses an den Handknochen. Der medizinische Sachverständige soll dazu am Freitag befragt werden, am Montag konnte er aufgrund fehlender Röntgenbilder noch nichts Genaues sagen.

Der Prozess wird am Dienstag um 9.00 Uhr fortgesetzt. Am zweiten Verhandlungstag sollen bereits erste Zeugen gehört werden.