Bei dem Anschlag kamen den Sicherheitskräften zufolge Molotowcocktails zum Einsatz. Durch das Feuer sollen laut Medienberichten schwere Schäden an der Gedenkstätte entstanden sein. Das Josefsgrab war in den vergangenen Jahren immer wieder Schauplatz von Auseinandersetzungen. Viele Juden verehren den Ort, weil dort der Stammvater Josef begraben sein soll.
Der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas verurteilte den Brandanschlag umgehend. Dabei handle es sich um eine "unverantwortliche" Tat, sagte Abbas am Freitag in Ramallah. Er habe eine Ermittlungskommission mit der Aufklärung der Tat beauftragt und wolle die entstandenen Schäden reparieren lassen. Die Palästinenser seien gegen derartige Gewaltakte, die mit dem palästinensischen Kultur- und Religionsverständnis nicht vereinbar seien, fügte Abbas hinzu.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu verkündete indes seine Bereitschaft zu einem Treffen mit Abbas. Er würde sich auch mit arabischen Führern treffen, um die Gewalt zu stoppen, sagte Netanyahu am Donnerstag. "Ich denke, es ist unter Umständen sinnvoll, weil es die Welle der Aufstachelung stoppen könnte." Zudem bestätigte der israelische Regierungschef, dass die USA angeboten hätten, Gespräche in Jordanien zu vermitteln.
Die israelische Polizei hinderte unterdessen palästinensische Männer unter 40 Jahren am Zugang zu den Freitagsgebeten in der Jerusalemer Al-Aksa-Moschee, um junge Demonstranten fernzuhalten. "Polizei und Grenzpolizei werden entschlossen und kompromisslos gegen jeden Versuch der Störung der Ordnung oder öffentlichen Sicherheit vorgehen", teilte die Polizei mit.
Ab Sonntag sollen 300 Soldaten die Polizei in der Stadt verstärken. Zuletzt wurden nach Angaben aus Sicherheitskreisen 2002 während der zweiten Intifada derart viele Soldaten stationiert.
Die Spannungen zwischen Palästinensern und Israelis hatten zuletzt wieder deutlich zugenommen, insbesondere im Westjordanland und in Jerusalem. Seit Monatsbeginn fielen der Gewalt mehr als 30 Palästinenser und sieben Israelis zum Opfer. Knapp die Hälfte der getöteten Palästinenser waren Attentäter, die im Zuge ihrer Anschläge erschossen wurden. Die anderen starben bei Unruhen im Westjordanland oder bei Zusammenstößen mit dem israelischen Militär am Grenzzaun zum Gazastreifen.
Erst am Freitag griff ein Palästinenser in der jüdischen Siedlung Kiryat Arba bei Hebron einen israelischen Soldaten mit einem Messer an und verletzte ihn leicht. Der Attentäter, der sich als Pressefotograf getarnt hatte, sei erschossen worden, bestätigte das israelische Militär am Freitag. Der Anschlag fügt sich in eine Serie palästinensischer Schuss-und Stichwaffenangriffe auf Israelis in Israel und im Westjordanland.
Zu Zusammenstößen mit gewalttätigen Demonstranten kam es auch in Bethlehem und Ramallah. Die Proteste hauptsächlich jugendlicher Palästinenser richten sich gegen angebliche israelische Pläne, die Verhältnisse auf dem Juden wie Muslimen heiligen Tempelberg in Jerusalem zu verändern. Für Freitag riefen palästinensische Organisationen im Anschluss an das muslimische Freitagsgebet zu Demonstrationen auf.
Weiter angeheizt wird der Konflikt derzeit auch durch ein im Internet kursierendes Video, das einen am Boden liegenden, blutenden 13-jährigen Palästinenser zeigt, der zwei Israelis mit Messern angegriffen hatte und anschließend von israelischen Sicherheitskräften angeschossen wurde.
Während die Palästinenser angeben, der Bub sei tot, veröffentlichte Israel Fotos, wonach der Bub leben und im Krankenhaus behandelt werden soll. Viele Palästinenser sehen das Video als Beweis für die Brutalität der israelischen Sicherheitskräfte, für viele Israelis dagegen ist der Bub Beweis für die Bedrohung durch Palästinenser.
Wegen der Gewalteskalation berät der UN-Sicherheitsrat am Freitag zur Lage. Die Beratungen wurde vom Ratsmitglied Jordanien nach einem Treffen der arabischen Botschafter beantragt. Der palästinensische Gesandte Riyad Mansour bezeichnete die Situation als "hoch explosiv" und rief den UN-Sicherheitsrat ebenfalls auf, seiner Verantwortung nachzukommen und die Gewalt zu stoppen.