Sicherheitskreise gehen einem Bericht der "Welt am Sonntag" zufolge davon aus, dass monatlich bis zu 100.000 Afghanen ihr Heimatland verlassen. Ein Teil suche im Iran, in Pakistan oder in den Arabischen Emiraten Arbeit, sagte der Chef der Afghanistan-Mission der Internationalen Organisation für Migration (IOM), Richard Danziger. Viele würden aber auch nach Europa fliehen.

Danzing geht davon aus, dass in diesem Jahr bisher rund 70.000 Afghanen in Europa angekommen sind. In Österreich waren es bis Ende Juli 8.490, womit Afghanen hinter Syrern die zweitgrößte Gruppe von Asylsuchenden sind. Knapp 23 Prozent aller Asylanträge werden laut Statistiken des Innenministeriums von ihnen gestellt.

Deutsche Sicherheitsbeamte führten die steigende Flüchtlingszahl aus Afghanistan insbesondere auf eine Entscheidung der Regierung in Kabul zurück, berichtet die "Welt am Sonntag". Diese habe Anfang des Jahres begonnen, elektronisch lesbare Pässe auszugeben, mit denen eine Ausreise in den Iran möglich sei. Die Nachfrage sei enorm. "Wir haben nicht genug Beamte und technische Möglichkeiten, um rechtzeitig zu liefern", sagte der Leiter der afghanischen Passbehörde, Sayed Omar Saboor.

Nach Angaben aus deutschen Sicherheitskreisen habe die Zahl der Flüchtlinge aus Afghanistan zudem zugenommen, nachdem die Bundesregierung im August ihre Asylbewerberprognose für 2015 auf insgesamt 800.000 erhöht hatte. In Afghanistan sollen Schlepper daraufhin das Gerücht gestreut haben, dass Deutschland über diese Zahl hinaus keine Flüchtlinge mehr aufnehmen werde. Die Folge sei eine massenhafte plötzliche Ausreise gewesen.