Dem islamkritischen Legida-Bündnis ist es nicht gelungen, für eine Großdemonstration in Leipzig wie erhofft einige Zehntausend Teilnehmer zu mobilisieren. Zu der Kundgebung auf dem zentralen Augustusplatz versammelten sich am Mittwochabend nach Angaben der Stadt 15.000 Legida-Anhänger. 20.000 Menschen demonstrierten dagegen. Am späteren Abend kam es zu gewalttägigen Auseinandersetzungen: Nach Angaben der Polizei wurde rund ein Dutzend Polizisten durch Böller, Flaschen und Laserpointer verletzt. Auch Journalisten seien attackiert worden. Die Polizei nahm drei Randalierer in Gewahrsam. Nach Angaben der "Leipziger Volkszeitung" haben sich etwa 50 Personen aus dem Legida-Block auf die vor dem Demonstrationszug gehenden Presseleute gestürzt. Ein Fotograf sei zu Boden getreten worden, auch seine Kamera-Ausrüstung wurde demnach zerstört. 

Insgesamt gab es im Zusammenhang mit den Demonstrationen bis zum Donnerstagmorgen mehr als 50 Strafanzeigen, unter anderem wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz sowie gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz, wegen Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.

Zum Ende der Veranstaltung war es zu Zusammenstößen zwischen Anhängern beider Lager gekommen. Laut Polizei wurden die beiden Seiten unter Einsatz von Schlagstöcken getrennt. Zuvor hatten Gegendemonstranten mehrfach versucht, Polizeisperren zu durchbrechen und auf die Demonstrationsstrecke von Legida zu gelangen. Eine konkrete Zahl verletzter Demonstranten wurde nicht genannt.

Bachmann trat zurück

Fast zeitgleich trat Lutz Bachmann, Mitgründer und Chef der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida), von seinen Ämtern zurück - gegen ihn wird wegen Volksverhetzung ermittelt. Zuvor waren ein Foto Bachmanns mit Hitler-Bärtchen und ausländerfeindliche Facebook-Postings des 41-Jährigen öffentlich geworden.

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Den Zugang zum Augustusplatz blockierten Tausende Legida-Gegner. Anhänger der Islamkritiker wurden mit Trillerpfeifen und "Haut ab, haut ab"-Rufen empfangen und am Weiterkommen gehindert. Insgesamt waren 19 Gegenkundgebungen angemeldet. Die Stadt Leipzig schaltete als Zeichen des Protests gegen Legida die Außenbeleuchtung markanter Gebäude ab, unter anderem am weltberühmten Gewandhaus.

Gespannte Stimmung, vereinzelt Tumulte

Die Polizei, die mit 4000 Beamten aus ganz Deutschland im Einsatz war, sprach von einer gespannten Stimmung. Beim Abmarsch der Legida-Anhänger kam es laut Polizei vereinzelt zu Tumulten. Es flogen Böller und Flaschen, Journalisten wurden angegriffen.

Das sächsische Oberverwaltungsgericht wies eine Beschwerde der Legida gegen Auflagen der Stadt zum Demonstrationsverlauf noch am Abend als unzulässig zurück. Die Islamkritiker waren zuvor schon vor dem Leipziger Verwaltungsgericht gescheitert.

Viele Geschäfte im Zentrum hatten wegen der Demonstrationen vorzeitig geschlossen. Am Nachmittag hatte es zwei Brandanschläge auf die Bahnstrecke Dresden-Leipzig gegeben. Im Leipziger Hauptbahnhof musste fast die Hälfte der Gleise gesperrt werden, es kam zu Verspätungen. Am Abend legten zwei weitere Brandanschläge an Stationen des Leipziger Citytunnels zwei Stunden lang den S-Bahn-Verkehr.

Empörung wegen "Hitler"-Foto

Bachmanns "Hitler"-Foto und die ausländerfeindlichen Facebook-Postings hatten eine Welle der Empörung ausgelöst. Am Abend zog der Pegida-Chef die Konsequenzen. "Es tut mir leid, dass ich damit den Interessen unserer Bewegung geschadet habe", erklärte er. Die Staatsanwaltschaft Dresden hatte zuvor Ermittlungen wegen des Verdachts der Volksverhetzung aufgenommen. In den Posts bezeichnete Bachmann Ausländer als "Viehzeug", "Gelumpe" und "Dreckspack".

"Die jetzt bekannt gewordenen Facebook-Postings Lutz Bachmanns vom September weisen wir als Verein aufs Schärfste zurück", erklärte Pegida-Sprecherin Oertel. "Sie tragen nicht dazu bei, Vertrauen zu den Zielen und Protagonisten von Pegida zu entwickeln." Bachmann ergänzte in der schriftlichen Mitteilung: "Es waren unüberlegte Äußerungen, die ich so heute nicht mehr tätigen würde." Das Foto hatte er zuvor als Spaß bezeichnet und zu entschuldigen versucht.

Die rechtskonservative AfD begrüßte Bachmanns Rücktritt. "Er hat mit seinen traurigen Äußerungen und ekelhaften Scherzen die Menschen von Pegida, die getrieben von ehrlichen Sorgen auf die Straße gehen, beschämt", sagte ein Sprecher. Die AfD hatte in den vergangenen Wochen Kontakt zur Pegida-Bewegung gesucht. Einer öffentlichen Begegnung mit Bachmann ging die AfD-Spitze jedoch aus dem Weg.

Unter Polizeischutz

Nach Morddrohungen von Islamisten befindet sich Bachmann unter Polizeischutz. Wegen der Terrorgefahr hatte die Dresdner Polizei die für vergangenen Montag geplante Pegida-Kundgebung und alle weiteren öffentlichen Versammlungen in der Stadt untersagt. Bachmann hatte die Anhänger des Bündnisses deshalb zur Teilnahme an der Kundgebung des Leipziger Pegida-Ablegers am Mittwochabend aufgerufen.